In 15 Prozent der
österreichischen Gemeinden verzichten die Bauhofmitarbeiter auf den
Einsatz von umstrittenen Unkrautvernichtern. Niederösterreich ist mit
228 glyphosatfreien Gemeinden absoluter Spitzenreiter im
Bundesländer-Vergleich.
"Inzwischen leben schon 22 Prozent der
Österreicherinnen und Österreicher in Gemeinden, die völlig auf
Glyphosat verzichten. Das ist eine gute Nachricht, es sollten aber 100
Prozent sein", betont Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher
von Greenpeace Österreich. Die Organisation hat per Umfrage und
Auswertung der öffentlichen Informationen die glyphosatfreien Gemeinden
analysiert und eine Österreichkarte erstellt. 313 Gemeinden verzichten
im eigenen Wirkungsbereich auf den Einsatz dieser
gesundheitsgefährdenden Herbizide und 21 Gemeinden haben angegeben, dass
sie die umstrittenen Unkrautvertilgungsmittel eingeschränkt verwenden.
Glyphosat schädigt Mensch und Tier
Glyphosat ist in vielen Unkrautvernichtern
(Herbiziden) enthalten und steht im Verdacht umweltgefährdend und
wahrscheinlich krebserregend für Menschen zu sein. Glyphosat ist
beispielsweise in "Roundup" von Monsato oder in "Keeper Unkrautfrei" von
Bayer enthalten. Es wird in der Land- und Forstwirtschaft, in privaten
Gärten, aber auch im öffentlichen Raum gegen unerwünschten Bewuchs zum
Beispiel auf Friedhöfen, Parkplätzen, in Parks oder auf Spielplätzen
eingesetzt. Insgesamt ist Glyphosat das in Österreich am meisten
eingesetzte Herbizid.
Selbst im Tee nachweisbar
Glyphosat wird mit einer Reihe schädlicher
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt in Verbindung
gebracht. Anwender/innen, wie beispielsweise Gemeindebedienstete, sind
dabei einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Insgesamt reichen die
negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit von Reizungen der
Augen und Haut bis hin zu Krebserkrankungen. Die Umwelt leidet unter dem
Einsatz von Glyphosat: Das Pflanzengift schädigt nicht nur die
Biodiversität und die Böden, sondern auch die Gewässerlebensräume, und
kann damit das Gleichgewicht von Ökosystemen dauerhaft beeinträchtigen.
Diese Mittel vernichten nicht nur die Pflanzen, sondern schädigen auch
die Bienen. Auf diesem Weg kommen die krebserregenden Stoffe in
Lebensmittel. Global 2000 hat beispielsweise in einem Tee-Test
nachgewiesen, dass herkömmlich angepflanzte Teepflanzen teilweise hohe
Rückstände an Glyphosat aufweisen.
Viele große Gemeinden verzichten auf Glyphosat
Unter den Gemeinden, die auf Glyphosat verzichten
befinden sich auch große wie Graz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, St.
Pölten, Villach, Wiener Neustadt, Klosterneuburg oder Baden bei Wien.
Viele dieser Gemeinden sind nicht auf andere Pestizide umgestiegen,
sondern benutzen nun mechanische Alternativen wie zum Beispiel Kehrbesen
oder Heißdampfverfahren. Mehrere Gemeinden haben gemeinsam mit ihren
Nachbargemeinden diese mechanischen Geräte angekauft, um die
Anschaffungskosten zu verringern.
Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat
Dass viele Gemeinden erst in den letzten zwei Jahren
pestizid- bzw. glyphosatfrei geworden sind, mag an der öffentlichen
Diskussion um ein europaweites Verbot dieser Stoffe liegen. Auf
europäischer Ebene wird derzeit ein weiteres Mal über die Zukunft des
Unkrautvernichters diskutiert. Die Europäische Kommission hatte erst vor
wenigen Wochen angekündigt, sich für eine Neuzulassung von Glyphosat
für weitere zehn Jahre stark zu machen. Eine Abstimmung darüber könnte
frühestens im Sommer stattfinden. Derzeit laufen NGOs wie Greenpeace
oder Global 2000 gegen diese Pläne der Kommission Sturm. Um eine
Neuzulassung doch noch zu verhindern, starteten die NGOs eine
europäische Bürgerinitiative, bei der bereits über 800.000 Menschen
unterschrieben haben. Die Unterschriftsphase ist noch nicht vorbei! Über
die Homepages von Greenpeace oder Global 2000 kann man sich derzeit
immer noch gegen die Neuzulassung von Glyphosat positionieren.
Nützliche Broschüre des Landes Vorarlberg
Gemeinden, die sich nun den 313 Vorreitern
anschließen wollen, finden zahlreiche Initiativen in ihren
Bundesländern. In Niederösterreich wird das Projekt von "Natur im
Garten" geleitet, im Burgenland gibt es ein Umweltsiegel für
glyphosatfreie Gemeinden - geleitet vom Büro der Landesrätin Astrid
Eisenkopf - und viele mehr.
Das Land Vorarlberg hat eine sehr nützliche
Broschüre herausgegeben, die den Einstieg in das Thema erleichtert und
zahlreiche nützliche Tipps zur pestizidfreien Grünraumpflege gibt. Die
Broschüre können Sie in der Linkbox kostenlos downloaden.
"Die Brennnessel" - Preis für Umdenker
Für Gemeinden, die bereits Vorreiter sind, aber auch
für jene, die nun mehr für Biodiversität und Umweltschutz machen
möchten, gibt es dieses Jahr einen besonders hoch dotierten Preis: Die
Brennnessel. Insgesamt stehen 100.000 Euro für Projekte von Gemeinden,
Schulen und Kindergärten zur Erhaltung der Artenvielfalt zur Verfügung.
Reichen Sie auch Ihr Projekt ein! Alle Informationen zum Preis finden
Sie links unter "Mehr zum Thema".