Am Land lässt's sich leben

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Warum ziehen Menschen in ländliche Regionen? Wie unterstützen Gemeinden ihre Zuzügler? Gibt es attraktive Angebote in Gemeinden für neue Bürger? Diese und andere Fragen beantwortet eine 2012 durchgeführte Studie, die die Thematik Zuwanderung in Gemeinden unter die Lupe genommen hat.

Von 2002 bis 2012 verzeichnen Österreichs Gemeinden ein Bevölkerungswachstum von mehr als fünf Prozent. Das wirft unter anderem die Frage auf, was das Leben am Land so attraktiv macht. Das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung hat daraufhin im Winter 2012 österreichweit 681 Gemeinden per Fragebogen zum Thema Zuzug befragt. Die Evaluierung hat sich dabei mit unterschiedlichsten Bereichen befasst, die mit dem Themenkomplex der Zuwanderung verknüpft sind.

Ländliche Regionen bieten viele Vorteile

Die Gründe für die Entscheidung in eine Ortschaft am Land zu ziehen, sind vielfältig. 60,8 Prozent der befragten Gemeinden sehen besonders den Wunsch zur Familiengründung und die Nähe zur Natur als Motivatoren für Zuwanderung. In 65,1 Prozent der Gemeinden sind neue Siedlungen die bevorzugte Wohnlage für Zuzügler, generell sind Wohnungen und Einfamilienhäuser beliebter als Reihenhäuser. Damit weiterer Zuzug gelingen kann, wäre eine vorausschauende Raumplanung zu berücksichtigen, um die Jugend im Ort zu halten, kommentieren Befragte.

Gemeinden profitieren durch die Zuwanderung. 59,9 Prozent der befragten Kommunen bestätigen die höheren Einnahmen und 49,2 Prozent die Belebung der Orte in sozialer und kultureller Hinsicht. Weitere Vorteile sind die Sicherung der Gemeinden als Schulstandorte durch Familien mit Schulkindern, die stete gesellschaftliche Entwicklung und die Gegebenheit der Infrastruktur durch kurze Wege. Wo Vorteile sind, gibt es auch Nachteile. Diese sehen die Gemeinden zu 40,7 Prozent vor allem im höheren Verkehrsaufkommen durch Zuzügler und 32,2 Prozent finden, dass diese sich nicht genug in die Gemeinschaft einbringen. Vor allem finanziell betrachtet, überwiegen für die Ortschaften aber die Vorteile: 71 Prozent der Befragten empfinden die Zuwanderung als hauptsächlich vorteilhaft für die Gemeinde.

Jungfamilien als Gemeinde-Favoriten

Mit 76,4 Prozent sind Jungfamilien die beliebtesten Personengruppen von Zuzüglern. Alle anderen in die Studie einbezogenen Gruppen - Fachkräfte, Senioren und Singles - liegen mit unter 30 Prozentpunkten weit abgeschlagen. Gemeinden setzen laut der Befragung auch entsprechende Schritte, um die für sie interessanten Zuzügler anzuwerben. 63,9 Prozent setzen auf Kindergarten- und Schulausbau, 56,8 Prozent investieren in Flächenwidmung. Ein erwähnter wichtiger Punkt sei auch die Positionierung des Ortes als familienfreundliche Gemeinde. Ebenso werden verbesserte Öffnungszeiten der Kindergärten und mehr Angebote in der Nachmittagsbetreuung als relevant erachtet.

48,1 Prozent der Gemeinden versuchen durch Service- und Informationshefte Neuankömmlinge zu unterstützen. 37,4 Prozent wollen mittels aktiver Einbindung von Zuzüglern in bestehende Aktivitäten und Vereine diesen beim Start in der neuen Heimat helfen. Der Einsatz scheint sich zu lohnen: Die Angebote werden zu 62 Prozent gut wahrgenommen, sehr gut sogar zu 22 Prozent. Auch die Versorgung mit Möglichkeiten zur Erwachsenenbildung wird von den Gemeinden zu 69 Prozent als ausreichend empfunden. Am häufigsten vertreten sind dabei Büchereien, Kurse der Volkshochschule und katholische Bildungseinrichtungen. Die Befragten wünschen sich mehr Angebote für den Bereich Gesundheit, Familie und Berufsbildung.

Integration der neuen Bürger funktioniert - meistens

57 Prozent der befragten Gemeinden finden, dass Zuzügler im Allgemeinen gut integriert werden, zehn Prozent meinen sogar, dass dies sehr gut funktioniere. Dennoch sind 30 Prozent der Ansicht, dass die Integration eher schlecht klappt. Ein Teil der evaluierten Kommunen kommentiert, dass eine Verallgemeinerung der Integrationsfrage nicht möglich sei. Viele integrieren sich sofort, andere ziehen sich eher zurück. Einge sehen auch große Unterschiede zwischen inländischen und ausländischen Zuzüglern. Bei Zweiteren kritisieren sie die Bildung von Parallelgesellschaften im Ort.

Laut der Einschätzung der Kommunen, bevorzugen Zuzügler in Gemeinden besonders die gleichzeitige Nähe zur Stadt als auch zur Natur. Auch die Verkehrsanbindungen, die Ruhe und die schöne Landschaft werden als besondere Qualitäten des Lebens im regionalen Raum beurteilt. Ebenso werden die Infrastruktur, die Bildungseinrichtungen und das vielseitige Vereinsleben positiv wahrgenommen. Zuletzt vermuten die Gemeinden hinter den Kinderbetreuungsmöglichkeiten und günstigen Wohnmöglichkeiten die Pluspunkte der ländlichen Region für ihre Zuzügler.

(Quelle: Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung)

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17.09.2013