"Denkende" Straßenlaternen: Erste Pilotprojekte

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Im Zuge des Projekts "Smart Street" gibt es künftig "denkende Straßenlampen" in Gemeinden. Diese bieten moderne, umweltfreundliche Möglichkeiten für Kommunen und erhöhen zudem die Sicherheit für Bürger.

Stellen Sie sich vor, dass Ihnen eine Straßenlampe anzeigt, wo der nächste freie Parkplatz ist oder Sie Ihr Handy im Vorbeigehen an ihr Aufladen können. Genau das sollen künftig Straßenlaternen ermöglichen. Im Rahmen des "Smart Street"-Musterprojekts wird das Konzept in den niederösterreichischen Gemeinden Ebreichsdorf und Melk im Bezirk Baden erprobt. Auch die Gemeinde Vitis war bereits bei der Vorstellung des Projekts mit dabei und könnte künftig ebenso über "denkende" Straßenlaternen verfügen. Das Ziel ist die Verwirklichung einer Musterstraße, um einen großen Schritt in die Richtung einer "Smart City" zu setzen.

In Smart Cities werden Innovation und Technik dafür genutzt, um Ressourcen effizient einzusetzen, den Wohlstand zu vergrößern und neue Chancen für die Wirtschaft zu erschließen. Bei dem Projekt "Smart Street" der Initiative "Smart & Safe & Green Mobility" (SSGM) geht es nun darum, auch in kleineren Gemeinden erste Schritte in diese Richtung zu erproben.

Der Gründer der Initiative SSGM und Geschäftsführer des Lichtmastenerzeugers "Fonatsch", Alexander Meissner, hatte die Idee, viele verschiedene Anwendungen auf ein Tragwerk zusammenzuführen und so untereinander zu kommunizieren. Erstmals klingt das Konzept nun verlockend, doch was kann solch eine "Smart Street" im Detail?

Die sechs Anwendungsfelder

Gemeindebund-Generalsekretär Walter Leiss gratulierte am 28. November 2017, bei der Vorstellung des Konzepts in Sankt Pölten, den Pioniergemeinden bereits zu "ihrem Weitblick, schon am Beginn eines Trends einzusteigen und damit in die Lebensqualität ihrer Bevölkerung zu investieren." "Wir vom Gemeindebund stehen voll hinter den Smart Region-Entwicklungen in Österreich, freuen uns auf diese Musterprojekte und werden sie unterstützen, wo wir können", so Leiss.

Die "Smart Street" umfasst sechs große Felder und jede einzelne Laterne stellt verschiedenste Angebote bereit. Diese sechs Bereiche sind: Beleuchtung, Information, Ladetechnik, Mehrwert, Sicherheit und Verkehrsmanagement.

Konkrete Beispiele für Gemeinden und Bürger

Ein konkretes Anwendungsbeispiel für Gemeinden ist eine defekte Straßenleuchte. Mittels App wird darüber Auskunft gegeben, welche Leuchte in der Gemeinde nicht mehr funktioniert. Weitere Möglichkeiten, die das Konzept bietet, sind die Programmierung von Beleuchtungsdimmzeiten und der Status der Infrastruktur im Mast. Bürger können mittels App außerdem erfahren, wo sich ein freier Parkplatz in der Gemeinde befindet.

Die Straßen bieten zudem beispielsweise das Laden von E-Fahrzeugen und Handys und eine Video-Überwachung mit Polizei-Verbindung, die zu einer Steigerung des Sicherheitsgefühls bei den Bürgern führen soll. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich mittels WLAN, Info-Panels, Touristen-Infos, Umwelt/Wetter-Daten-Info und Fahrgast-Infos am laufenden zu halten. Mit der Produktion der App startet die Initiative, sobald das Tragwerk und die Steuerkomponente fertig entwickelt sind.

Damit all diese Anwendungen aber überhaupt funktionieren, gibt es das "SSGM-Steuergerät". Über diesen Bauteil werden alle Daten der jeweiligen Anwendung an eine "Managementplattform" übermittelt, von der aus wiederum die Daten verarbeitet und die Informationen an den jeweiligen Nutzer weitergegeben werden. Die Informationsvermittlung der einzelnen Masten untereinander erfolgt mittels Glasfaser-Technologie. So ist es möglich, dass die Anwendungen der sechs fokussierten Themenbereiche umsetzbar sind.

Nutzen der "Smart Streets"

Den generellen Nutzen des neuen Konzepts beschreibt Meissner, gegenüber der APA so: "Ob zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto: In den drei projektierten Pilot-Straßen-Abschnitten wird allen Verkehrsteilnehmern eine optimale und zeitgemäße Fortbewegung ermöglicht."

Das Projekt versucht die Digitalisierung einfach darzustellen und jede Generation miteinzuschließen. Damit alle Bürger die Möglichkeiten der "Smart Street" auch tatsächlich nutzen können, ist das System einfach zu bedienen und kein Fachwissen nötig. Durch die Aufwertung der Region und Betriebsansiedelungen sollen außerdem nicht nur Arbeitsplätze gesichert, sondern ebenso neue geschaffen werden.

Die technische Voraussetzung, über die die Gemeinden für eine "Smart Street" verfügen müssen, ist die passende Infrastruktur im Boden. Das ist die Strombereitstellung und optimal ist zudem ein Glasfaseranschluss. Dieser ist aber nicht zwingend notwendig. Die Finanzierung des Konzepts erfolgt über die Kommunen, denen Förderungsmöglichkeiten wie der "klimaativ Fonds" zur Verfügung stehen. Die Kosten variieren je nach der Mastenanzahl. 

Zusammenarbeit von zehn Unternehmen

Damit das Konzept aber überhaupt Hand und Fuß bekam, benötigte die Initiative SSGM ein Kernteam. Dieses besteht aus zehn Unternehmen, die gemeinsam auf das Ziel, der Umsetzung einer Musterstraße für die "Smart City", hinarbeiten. Das sind Congaia Solar Energy, EVN AG, Exterior Licht "Ideen-Manufaktur" GmbH, Fonatsch GmbH, Microtonics Engineering GmbH, Philips Lighting Austria GmbH, Salzgeber GmbH, Siemens Aktiengesellschaft Österreich, Unwired Networks GmbH und Zumtobel Lighting Austria GmbH.

Weiterentwicklung der Kommunen

Die Bürgermeister der teilnehmenden Gemeinden sind vor allem von den gebotenen Impulsen für die Weiterentwicklung der Kommunen begeistert. "Das Projekt soll mithelfen, die einerseits wachsende Gemeinde sinnvoll, nachhaltig und lebenswert zu gestalten und andererseits den Neubau der Pottendorfer Bahnlinie mit dem völlig neuen "Bahnhof der Zukunft" so zu konzipieren, dass sich alle Generationen weiter in allen vier Ortsteilen wohlfühlen", so Wolfgang Kocevar, Bürgermeister der Stadtgemeinde Ebreichsdorf.

Heinrich Humer, Stadtparteiobmann im Gemeinderat Ebreichsdorf, sieht in der "Smart Street" eine wertvolle Parallele zum Neubau des Bahnhofes, um die Lebensqualität für die Bürger zu erhöhen. "Diese wurden auch anhand von Umfragen und Zukunftswerkstätten in die Entscheidungen miteingebunden", erzählt Humer.

Erste "Smart Street" im Jahr 2019

In Melk waren mehrere Gründe für die Mitarbeit beim Projekt ausschlaggebend. "Die Weiterentwicklung der Stadt wird gefördert, die lang geforderte und angedachte Verbindung des Löwenparks mit der Melker Innenstadt wird geschaffen und das auf innovative, nachhaltige und zukunftsorientierte Weise", so Thomas Widrich, Bürgermeister der Stadtgemeinde Melk.

Durch den Siedlungsbau in Vitis arbeitet man vor allem am Zuzug in der Gemeinde. "Gerade für das an einem geografisch zentralen Punkt gelegenen Vitis, eine der am stärksten wachsenden Gemeinde des Waldviertels, ist es von enormer Bedeutung mit der Entwicklung Schritt zu halten", erzählt Franz Schrenk, der Geschäftsführende Gemeinderat für Infrastruktur in Vitis. Auch hier könnten künftig "denkende Straßenlampen" zur Entwicklung beitragen.

Ob die beteiligten Betriebe mit den multifunktionalen Straßenlampen den Markt erobern werden, bleibt nun abzuwarten. Die erste Demoversion des Konzepts wird 2018 präsentiert. 2019 soll dann die erste "Smart Street" fertig sein. 

14.12.2017