Achtung: dieser Eintrag ist nicht mehr aktuell!
Tagelang haben Experten und Politiker über eine mögliche Erhöhung der Grundsteuer diskutiert. Was kaum Erwähnung fand ist, dass die Grundsteuer zum größten Teil eine Gemeindesteuer ist. Nun meldet sich Gemeindebund-Chef Mödlhammer im Ö1-Radio erstmals zu Wort. Er will sich am Erfinden neuer Steuern nicht beteiligen, kann sich aber eine maßvolle Reform der Grundsteuer vorstellen, die nicht zuletzt aufgrund eines Verfahrens beim Verfassungsgerichtshof nötig sein wird. Insgesamt zahlen Österreichs Grundstücksbesitzer jedes Jahr rund 580 Millionen Euro an Grundsteuer. Der Anteil der Landwirtschaft daran beträgt 26 Millionen Euro, das ist die sogenannte Grundsteuer A. Die letzte Anpassung gab es 1973, seither stagniert der Betrag. An sich war für 2010 eine Neubewertung geplant, bisher ist das nicht geschehen. Alle anderen Immobilien, zum Beispiel Wohnhäuser, fallen unter die Grundsteuer B. Hier gab es die letzte Neubewertung in den 1980er Jahren.Realer Verlust für GemeindenDer größte Teil der Grundsteuer geht an die Gemeinden. Berechnet wird diese Steuer nicht anhand des tatsächlichen Werts einer Immobilie, sondern über die sogenannten Einheitswerte - die eben seit Jahrzehnten nicht mehr an die Inflation angepasst wurden. Daher das annähernde Gleichbleiben des Steueraufkommens, das aber einen realen Verlust für die Gemeinden bedeutet.Andere Einnahmen sinkenVerschärft wird das Problem dadurch, dass die Haupteinnahmequellen der Gemeinden, das sind die sogenannte Ertragsanteile an den Steuereinnahmen des Bundes und die Kommunalsteuer, durch die Wirtschaftskrise ebenfalls gesunken sind.Reform empfohlenIm internationalen Vergleich gilt die Grundsteuer in Österreich als niedrig, sowohl das Wirtschaftsforschungsinstitut als auch der Internationale Währungsfonds und Steuerfachleute wie Werner Doralt vom Institut für Finanzrecht haben eine Reform - sprich eine Erhöhung - empfohlen.Regierung eher gegen ErhöhungAllerdings sind in der Regierung bisher weder SPÖ noch ÖVP für eine Grundsteuer-Erhöhung eingetreten. Finanzminister und ÖVP Chef Josef Pröll hat am Mittwoch klargestellt, es gebe keinen Grund, an eine Grundsteuererhöhung zu denken. Die SPÖ ist in der Frage eher zurückhaltend, vor längerem hat sich Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann aber gegen eine Grundsteuer-Erhöhung ausgesprochen.Dass die nicht populär wäre, liegt am großen Kreis der Betroffenen: Grundsteuer zahlen in Österreich nicht nur Hausbesitzer und Bauern, sondern auch Mieter, denen die Grundsteuer gemäß Mietrechtsgesetz weiterverrechnet werden darf. Eine Gratwanderung zwischen Wählerinteressen und Mehreinnahmen für den Staat, die die Regierung bisher vermieden hat.
Brisante Gerichtsentscheidung Allerdings könnte demnächst der Verfassungsgerichtshof die Politik zu einer Entscheidung zwingen: In der Oktober-Session wir der VFGH über die Grundsteuer beraten. Konkret geht es in einem Beschwerde-Fall um die Frage, ob die Berechnung nach dem Einheitswert verfassungswidrig ist. Sollten die Verfassungsrichter hier tatsächlich Bedenken haben, dann würde ein Gesetzesprüfungsverfahren eingeleitet werden.Bei den Gemeinden gibt es nun erste Stimmen für eine Reform der Grundsteuer. Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer und sein Vize Alfred Riedl, beide selbst Bürgermeister plädieren nun für eine maßvolle Reform der Grundsteuer, sie warnen vor zu großen Härten für Hausbesitzer und Mieter. Die Bauern wollen sie ganz verschonen.Urteil erzwingt ÄnderungEine Anpassung der Grundsteuerbemessung wäre "natürlich" im Interesse der Gemeinden, so die Gemeindevertreter. Dabei müsse man aber aufpassen, weil sich das stark auf Wohnungs- und Mietpreise durchschlägt. Eine Änderung werde ohnehin notwendig werden, und zwar aufgrund eines Urteils des Verfassungsgerichtshofes, das in den nächsten Monaten zu erwarten sei.
Für "kontinuierliche" Lösung Die Einnahmen aus der Grundsteuer für die Gemeinden beziffert Mödlhammer mit rund 500 Millionen Euro. Eine Erhöhung würde also die Probleme der Gemeinden nicht lösen, deshalb gehe man vorsichtig an das Thema heran. So wäre eine kontinuierliche Lösung entsprechend der Inflation besser als eine Verdoppelung, meint der Gemeindebundpräsident. Wobei: "Eine generelle Lösung, die allen gerecht wird, wird's kaum geben."
Preisentwicklungen berücksichtigen Jedenfalls sollten die Erhöhungen etwa für Hausbauer und Mieter "möglichst moderat" sein: "Der Verbraucherpreisindex ist zum Beispiel so ein Faktor", so Mödlhammer. Dabei müsste man auch berücksichtigen, wie sie die Grundstückspreise in einer Region entwickeln, ob sie sinken oder auch stark steigen. Bei all den Überlegungen geht es laut Mödlhammer in erster Linie um Baugrundstücke. Landwirtschaftliche Grundstücke würden dabei kaum eine Rolle spielen.
15.07.2010
AmstettenBadenBruck an der LeithaGänserndorfGmündHollabrunnHornKorneuburgKrems-LandLilienfeldMelkMistelbachMödlingNeunkirchenScheibbsSt. Pölten LandTullnWaidhofen an der ThayaWiener NeustadtZwettl