Es ist ein Aha-Erlebnis, wenn man die dritte Klasse der Volksschule in Grafenwörth betritt. Auf den ersten Blick erscheint alles ganz normal. Die Drittklässler sitzen an ihren Tischen, vorne steht die Lehrerin und wiederholt mit Engelsgeduld die Merkwörter, die die Kinder in ihre Hefte zu schreiben haben. Und doch ist irgendetwas anders als sonst. Die Kinder sind hochkonzentriert und viel ruhiger.
"Es liegt am Licht", flüstert der Grafenwörther Bürgermeister und GVV-Präsident Alfred Riedl stolz und erklärt weiter. "Wir sind hier in einer von drei Testklassen in Österreich, in denen die Auswirkungen von dynamischem Licht auf den Lernerfolg untersucht werden."
Unruhe in der Klasse nimmt deutlich ab
Und jetzt, als die Lehrerin das Merkwörter-Diktat beendet hat und das Licht umschaltet, merkt man erst den Unterschied. Insgesamt vier verschiedene Lichtstufen kann sie mittels eines Steuerungselementes neben ihrem Schreibtisch einstellen. "Wir haben eine Lichtstimmung, die die Konzentration fördert, eine die beruhigend wirkt, eine weitere die aktivierend wirkt und natürlich das ganz normale Licht", erklärt die Lehrerin. "Meine persönliche Erfahrung ist, dass die Kinder erheblich ruhiger und konzentrierter lernen."
Technisch funktioniert die dynamische Beleuchtung mit insgesamt drei Leuchtstoffröhren pro Leuchtkörper, die stufenlos und in verschiedener Intensität die Farben mischen und damit eine bestimmte Stimmung erzeugen bzw. unterstützen können. Neben der Volksschule in Grafenwörth wurden in der Hauptschule Aspang und der HTL Waidhofen/Ybbs weitere Testklassen eingerichtet.
Experten waren vorerst skeptisch
"Das Ziel der Untersuchung in diesen Testklassen ist es, einen positiven Effekt beim Lernerfolg der Kinder nachzuweisen", erklärt GVV-Präsident Alfred Riedl. "Es gab zuvor schon ähnliche Untersuchungen in Deutschland, wir wollten aber auch für Österreich eine wissenschaftliche Studie, um diese Effekte nachzuweisen." Als wissenschaftliche Begleitung wurde der renommierte Primar der Kinder- und Jugendpsychatrie in Tulln, Dr. Paulus Hochgatterer gewonnen. "Ich war sehr skeptisch am Beginn", gestant Hochgatterer ein. "Wir haben allerdings eine wirklich signifikante Steigerung der Konzentrationsleistung, einen Rückgang der Fehlerhäufigkeit und weniger Unruhe im Klassenzimmer nachweisen können."
Neue Schule wird vollständig mit dynamischem Licht ausgestattet
Technisch umgesetzt wurde das Projekt von der Firma Philips Österreich. "SchoolVision, das ist der Name dieses Projekts, erzeugt Lichtbedingungen, unter denen sich die Schüler erheblich wohler fühlen", weiß Generaldirektor Robert Pfarrwaller, der ähnliche Projekte auch in Bürogebäuden schon umgesetzt hat.
Für Bürgermeister Alfred Riedl besteht kein Zweifel am Erfolg des Testlaufs. "Wir sind gerade mitten in den Planungen für den Gesamtumbau unserer Volksschule", berichtet er. "Im neuen Gebäude werden wir alle Klassenzimmer mit dieser neuen Form der dynamischen Beleuchtung ausstatten." Baubeginn soll schon im Frühjahr sein, die Ergebnisse der nun vorliegenden Studie sollen auch andere Gemeinden als Schulerhalter ermuntern, ihren Kindern "ein Licht aufgehen zu lassen."