Kommunale Forscher im Aufwind

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Die kommunale Forschung ist im Aufwind. Bei einer Rekordzahl an Einreichungen, wurden von der strengen Jury des kommunalen Wissenschaftspreises 2012 gleich sechs Arbeiten ausgezeichnet. Sie besitzen richtungsweisenden Charakter.

Österreichs Kommunen sind beliebte Forschungsobjekte. Das merkt man nicht nur anhand der zahlreichen Fragebögen, die täglich in die Amtsstuben flattert, sondern auch an den Arbeiten. Gleich 36 Einreichungen gab es für den Kommunalwissenschaftspreis 2012. Die strenge Jury, die aus den Mitgliedern von Gemeindebund, Städtebund, Experten des MANZ-Verlags und kommunalen Forschern besteht, befand gleich sechs davon auszeichnungswürdig. Dass die Jury ein strenges Auswahlverfahren hat, zeigt die Ausbeute von 2011, wo nur eine Arbeit den hohen Ansprüchen der Juroren gerecht wurde.

Mödlhammer: "Wissenschaftliches Interesse an Kommunen steigt"

"Es ist schön, dass die Kommunen um so viele so praxisnahe wissenschaftliche Arbeiten bereichert werden. Auch die Vielzahl an Einreichungen ist erstaunlich. Man merkt, dass die kommunale Ebene auch stärker in das Blickfeld der Wissenschaft rückt. Ich möchte allen ausgezeichneten Wissenschaftlern zu dieser wichtigen Arbeit gratulieren", so Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. Die jungen Wissenschaftler dürfen sich über ein Preisgeld von insgesamt 7.000 Euro freuen.

Veräußerung von Gesellschaftsanteilen und Vergaberecht

Die Disseration von Sebastian Feuchtmüller mit dem sperrigen Titel "Die Veräußerung von Gesellschaftsanteilen und Vergaberecht - Zur vergaberechtlichen Relevanz der Veräußerung von Aktien und GmbH-Geschäftsanteilen durch öffentlichen Auftraggeber" behandelt eine äußert aktuelle Problematik, der Gemeinden gegenüberstehen. "Diese Thematik besteht vor allem für jene Gemeinden, die ihre Aufgaben in Form von Ausgliederungen und PPP-Modellen erfüllen. Diese auf hohem theoretischen Niveau stehende Disseratation ist auch für die kommunale Praxis von unmittelbarem Wert", lobte der Vorsitzende der Kommunalwissenschaftlichen Gesellschaft o. Univ. Prof. Dr. Karl Weber die Arbeit des Dissertanten.

Das Kostendeckungsprinzip für Wasserdienstleistungen

Der unmittelbare kommunale Bezug ist bei der Dissertation von Florian Stangl gegeben. Seine, an der Universität Linz eingereichete Arbeit, beschäftigt sich eingehend mit den rechtlichen Aspekten des Kostendeckungsprinzips des Wasserrrahmenrichtlinie, wodurch die Einführung kostendeckender Preise für Wasserdienstleistungen vorgeschrieben wird. Dabei beschäftigt sich der Autor mit den einzelwirtschaftlichen Kosten, die Umwelt- und Ressourcekosten. Die Reformvorschläge, die er darin erarbeitet, können für Gemeinden von durchaus erheblichem Interesse sein.

Systematik der österreichischen Tourismusabgaben im Ländervergleich

Eine wirtschaftliche Sichtweise brachte Mag. Robert Hammer in seine Masterarbeit. Dabei analyserte er die Systematik der österreichischen Tourismusabgaben und ihre verfassungsrechtlichen Grundlagen genauer. Dabei verglich er die verschiedensten Formen der Tourismusabgabe der Länder miteinander, was gerade in Österreich ein höchst aktuelles Thema ist.

Diplomarbeit aus Sicht eines Kommunalpolitikers

Michael Eckschlager konnte die Jury mit seiner praxisnahen Heransgehensweise an das Thema "Gemeindevertretung und Gemeindevertreter - rechtliche Stellung, Verantwortlichkeit, Haftungsfragen" überzeugen. "Die Arbeit ist systematisch gut aufgebaut und zeugt von einem sehr guten Problembewusstsein für die Sorgen der Gemeindefunktionäre. Eckschlager schreibt in einer klaren und allgemein verständlichen Sprache, weshalb diese Arbeit auch Gemeindefunktionären ohne juristische Ausbildung als Lektüre zu empfehlen ist", so Mayr in seiner Bewertung.

Verbesserungspotenzial beim kommunalen Rechnungs- und Berichtswesen?

Welchen Informationsgehalt weist das kommunale Rechnungs- und Berichtswesen auf und wie kann man es verbessern? Diese Frage stellte sich Jörg Kemptner im Rahmen seiner Diplomarbeit. Er analysiert dafür kommunale Berichte in Oberösterreich. Mayr: "Präzise Detailarbeit und eine konkrete an einer Gemeinde orientierte Darstellung, was sich auch auf die praktische Verwertbarkeit der Ergebnisse niederschlägt, waren für die Jury Grund, dieser Diplomarbeit einen Preis zuzuerkennen."

Vernächlässigte Rechtsgebiete aufgearbeitet

Die einzige ausgezeichnete Frau des Wissenschaftspreises 2012 war Sabine Hüberl. In ihrer Diplomarbeit "Das Dienstrecht der Mitarbeiter der Stadt Graz - Strukturen und ausgewählte Probleme" konnte Hüberl ein in der Theorie weitgehend vernachlässigstes, in der Praxis aber wichtiges Rechtsgebiet, nämlich die Frage wie Ausgliederung, Sonderverträge oder der Kündigungsschutz der Vertragsbediensteten methodisch einwandfrei abgehandelt werden, wissenschaftlich erschließen und durchaus praxisgerecht Rechtsprobleme aufarbeiten.

Fotocredit: @ Gemeindebund

13.11.2012