Ärzte, Apotheker, Tier- und
Zahnärzte gehören zu den freien Berufen. Eine Umfrage von
Österreichischem Gemeindebund und der Bundeskonferenz der Freien Berufe
Österreichs unter Österreichs Gemeinden bestätigt die hohe Bedeutung.
Der Österreichische Gemeindebund hat am 13.
Juni 2019 gemeinsam mit der Bundeskonferenz der Freien Berufe
Österreichs (BUKO) eine Umfrage präsentiert, wie die Gemeinden die
Versorgung der Menschen am Land durch die Freien Berufe sehen.
Großer Wunsch der Gemeinden nach wohnortnaher Gesundheitsversorgung
Die Umfrage spiegelt den großen Wunsch der Gemeinden
wider, vor Ort versorgt zu werden. 91 Prozent der Befragten sagen, die
wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist sehr wichtig. Neun Prozent finden
sie wichtig. Auch eine wohnortnahe Apotheke liegt den Menschen am
Herzen. 90 Prozent halten die Apotheke in der Gesundheitsversorgung der
Bevölkerung –also auch Beratung und Anlaufstelle bei Problemen – für
wichtig oder sehr wichtig. Fast 70 Prozent sehen die Apotheke als
wichtigen oder sehr wichtigen lokalen Arbeitgeber. Und hier zeigt sich
die Bedeutung der Freien Berufen als Arbeitgeber. Bei der tierärztlichen
Versorgung sind 95 Prozent zufrieden oder sogar sehr zufrieden.
BUKO Präsident Thomas Horejs erklärt, eine
bundesweite Versorgung soll es auch in Zukunft in Österreich geben: "Wir
wollen die Menschen in ganz Österreich mit den Dienstleistungen der
Freien Berufen versorgen. In der Bundeshauptstadt Wien ebenso wie im
Tiroler Tal oder im Waldviertel. Wir wollen, dass die Vielfalt erhalten
bleibt."
Freie Berufe sind wichtige Partner für Gemeinden
"Ob in der Gesundheit, beim Wohnbau, bei der
Rechtsberatung oder bei wirtschaftlichen Fragen: Die Freien Berufe sind
besonders für den ländlichen Raum und die Gemeinden wichtige Partner",
betont Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl.
Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist den
Bürgermeistern seit jeher ein Herzensanliegen – die Ergebnisse der
Umfrage bestätigen dies auch eindeutig. Gemeinden, die längere Zeit nach
neuen Ärzten suchen, greifen deswegen auch immer öfter jungen Ärzten
unter die Arme: Sie stellen etwa Ordinationsräumlichkeiten zur
Verfügung, übernehmen die Mietkosten, unterstützen mit Neubauförderungen
und Investitionszuschüssen.
Bund und Länder müssen Beruf Hausarzt wieder attraktiv machen
"Die Bürgermeister versuchen alles, um ihre Gemeinde
für den Arzt attraktiv zu machen. Klar ist aber, dass diese
Ausfallshaftung nicht Aufgabe der Gemeinden sein kann. Vielmehr müssten
Bund, Länder und Krankenkasse dafür sorgen, dass das Berufsbild Hausarzt
am Land wieder attraktiver wird", so Riedl. Der Österreichische
Gemeindebund hat zur ärztlichen Versorgung vor kurzem auch ein
Positionspapier im Bundesvorstand verabschiedet, und mehr Transparenz,
familienfreundliche Kassenverträge, weniger bürokratischen Aufwand,
bessere wirtschaftliche Perspektiven für junge Ärzte und eine Aufwertung
der Allgemeinmedizin gefordert.
Nicht nur die medizinischen Berufe werden von den
Gemeinden geschätzt. Auch die wirtschaftlichen, juristischen und
technischen Berufsgruppen innerhalb der Bundeskonferenz der Freien
Berufe arbeiten eng mit den Gemeinden zusammen. So sind Steuerberater
und Wirtschaftsprüfer starke Partner der Gemeinden, wenn es um
steuerliche und finanzielle Fragen geht. Bei der Finanzbuchhaltung, der
Abschlussprüfung oder den gemeindeeigenen Betrieben arbeiten
Bürgermeister eng mit dieser Berufsgruppe zusammen.
Freie Berufe schaffen 170.000 Arbeitsplätze in Österreich
"In Österreich gibt es fast 82.000 Vertreter der
Freien Berufe. Sie schaffen mehr als 170.000 Arbeitsplätze in
Österreich. In der Stadt und am Land. Damit haben wir eine
Viertelmillion Menschen, die in den Freien Berufen beschäftigt sind",
sagt BUKO Präsident Thomas Horejs. Die Freien Berufe mit ihren kleinen
Einheiten (im Schnitt 3 bis 4 Angestellte) seien auch ein guter und
sicherer Arbeitgeber in familiären Strukturen, betont Horejs. So sei
auch im Krisenjahr 2008 kein einziger Arbeitsplatz verloren gegangen.
BUKO Präsident Horejs warnt vor Finanzinvestoren und Zahnarztketten
Angesichts der Entwicklungen in Europa (Deutschland,
Spanien, Frankreich, Großbritannien und Skandinavien), wo große
Finanzinvestoren und Hedgefonds Zahnarztketten errichten, wurden in der
Umfrage die Gemeinden nach ihren Wünschen gefragt. 82 Prozent bevorzugen
eine persönliche, zahnmedizinische Versorgung. BUKO Präsident Thomas
Horejs warnt vor den Auswirkungen, sollten große Ketten kleine
Zahnarztordinationen auch in Österreich ersetzen.
"In Deutschland haben in den vergangenen Jahren
Finanzinvestoren, die gar nichts mit Zahnmedizin zu tun haben – zum
Beispiel die Eigentümer der Kaffeerösterei Jacobs oder Hedgefonds - in
großem Stil Zahnarztpraxen aufgekauft. Sie bauen diese dann in große
Kliniken um – dort, wo es sich wirtschaftlich lohnt, in Ballungszentren,
in den Großstädten. Wer woanders wohnt, dort, wo die wirtschaftliche
Situation nicht gut ist, hat Pech gehabt. Im Osten Deutschland gibt es
etwa keine einzige solche Klinik. Das ist Zahnmedizin unter rein
marktwirtschaftlichem Ansatz, nur der Profit zählt, nicht mehr die
Menschen und ihre Gesundheit. Das wollen wir in Österreich nicht. Wir
wollen, dass es in Österreich weiterhin überall – in der Stadt und auch
am Land – Versorgung der Menschen durch Ärzte, Zahnärzte, Apotheken
gibt. Dass zum Wohle der Patienten gearbeitet wird und nicht in
wirtschaftlicher Abhängigkeit von Großinvestoren", so Horejs weiter.
Jobsharing als Anreiz für Junge, am Land zu arbeiten
"Wir haben verschiedene Formen der Zusammenarbeit im
Zahnarztbereich geschaffen. Im Bereich der Kassen kann das zum Beispiel
Jobsharing sein. Damit können sich zwei Kolleg/innen eine Kassenstelle
teilen. Das wird sehr gerne angenommen und somit sichern wir die
zahnärztliche Versorgung am Land", erklärt BUKO Präsident Horejs die
Strategie der Zahnärztekammer.
Appell an Beamtenregierung
Auch die Politik sei gefordert, so Horejs: "Ich
appelliere an die Beamtenregierung, die ja gerade als Experten einen
klaren Blick haben, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Freien
Berufe auch in Zukunft in der bewährten Form – selbstständig und
unabhängig, zum Wohle der Patienten und Klienten arbeiten können. In der
Stadt und auch in den ländlichen Gemeinden."
Hintergrundinformation
Zu den Freien Berufen zählen in Österreich die
medizinischen Berufe Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker. Die
juristischen bzw. wirtschaftlichen Berufe Rechtsanwälte, Notare,
Patentanwälte sowie Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Sowie die
technischen Berufe Ziviltechniker. Die Bundeskonferenz der Freien Berufe
Österreichs (BUKO) ist der Dachverband der neun Freiberufskammern und
als nicht gewinnorientierter Verein organisiert. (Weitere Informationen:
www.freie-berufe.at)
Die
Umfrage wurde vom Österreichischen Gemeindebund im Juni 2019
durchgeführt. Die Umfrage wurde zielgruppenorientiert durchgeführt und
online an Bürgermeister/innen sowie Gemeinderatsmitglieder geschickt.
Durch offene Fragen konnten Anregungen und Erfahrungen der Gemeinden
ausgewertet werden.