Nahversorgung als Vorzeigemodell

Achtung: dieser Eintrag ist nicht mehr aktuell!

Kirchstetten ist einzigartig in Niederösterreich – zumindest wenn es um die Nahversorgung in der Gemeinde geht. Wie die meisten Kommunen, musste auch die 1.800-Einwohner-Gemeinde im Bezirk St. Pölten miterleben, wie ein Greisler nach dem anderen seine Tore für immer schließen musste. Und weil auch für den letzten Lebensmittelhändler im Ort kein Nachfolger gefunden werden konnte, hat sich die Gemeinde Kirchstetten (Bezirk St. Pölten) nach dem Vorbild von Vorarlberg, Tirol und der Steiermark entschieden, das Geschäft selbst weiter zu führen und zwar in Form eines Genossenschaftsmodells gemeinsam mit den Bürgern. Die Kunden werden nicht nur zu Eigentümern, sondern kaufen auch in ihrem „eigenen“ Geschäft ein. „Vor eineinhalb Jahren hat bei uns das letzte Lebensmittelgeschäft im Ort zugesperrt. Seitdem hatten wir keinen Nahversorger mehr“, erinnert sich Kirchstettens Bürgermeister Paul Horsak. Doch die Gemeinde wollte nicht ohne Geschäft leben. Mehr als ein Jahr habe man mit zehn Interessenten versucht, endlich einen Supermarkt in die Gemeinde zu holen. „Nachdem letztendlich alle abgesprungen sind, weil es ihnen zu unsicher war oder sie kalte Füße bekommen haben, haben wir uns als Gemeinde entschlossen, selbst die Nahversorgung zu übernehmen“, so Horsak. Sechs Monate wurde an dem Genossenschaftsmodell geplant und vorbereitet: Das Modell wurde vom Land abgesegnet, ein Genossenschaftsverband wurde mit der NAFES gegründet, Vorstände und Aufsichtsrat wurden gewählt. 100 Anteile zu je 100 Euro wurden von der Gemeinde selbst gezeichnet. Weitere 120 Genossenschafter kommen aus der Bevölkerung. „Sie haben sich mit 100 Euro je Anteil beteiligt, haften jedoch mit 200 Euro, sollte das Projekt scheitern“, erklärt Horsak. Seit April läuft der Betrieb – und ist bis jetzt ein voller Erfolg. „Ich bin wirklich stolz auf unser Geschäft. Wir haben die Bevölkerung von Anfang an in unsere Planungen eingebunden. Die Bürger haben sich nicht nur freiwillig für die Umsetzung des Geschäfts ins Zeug gelegt, es ist durch das Genossenschaftsmodell auch zu ihrem Projekt, zu ihrem Geschäft geworden“, freut sich der Bürgermeister. Horsak: „Ich hatte unzählige Anfragen von Amtskollegen, die das gleiche Problem wie wir hatten. Ich kann dieses Genossenschaftsmodell nur weiterempfehlen.

11.10.2011