Netzwerk Bildung: "Die Verantwortung liegt bei mir"

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Soziale Kompetenz – der Umgang mit sich selbst, mit anderen und der eigenen Arbeit sowie die damit verbundene eigene Lebensenergie, Lebenskraft und -freude - wird die Schlüsselkompetenz für die Zukunft. Nicht zuletzt seit den Korruptionsfällen auf Bundesebene wird es immer wichtiger, zu erkennen, wie man das Amt des Bürgermeisters oder wichtige Funktionen innerhalb der Gemeinde am besten ausführen kann.

Soziale Kompetenz gilt schon jetzt und auch für künftige Entwicklungen als zentrale Schlüsselkompetenz. Nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Gemeinde(politik) wird eine Vielzahl an "Soft Skills" immer wichtiger. Dass man das nicht einfach "erlernen" kann, zeigte die Bildungskonferenz in Bad Aussee. Am 24. und 25. Juli 2012 trafen sich im geografischen Mittelpunkt Österreichs Vertreter aller Verwaltungsakademien von Bund und Ländern um sich zu den künftigen Herausforderungen in den Gemeinden auszutauschen.

Soziale Kompetenz kann man nicht lernen - nur erkennen

Wie geht man mit anderen Menschen um? Werden Kollegen, Vorgesetzte, Mitarbeiter und Kunden akzeptiert oder nur als Mittel missbraucht um die eigenen Ziele zu erreichen? Die eigene soziale Kompetenz überdenken und im Sinne einer größeren Effizienz zu verbessern, wird eine neue Bildungsschiene, die in den nächsten Jahren in den Länderverwaltungsakademien verwirklicht wird. "Es wird immer wichtiger, Beziehungen positiv zu gestalten. Dafür braucht es nicht nur mehr Würde, Toleranz, Nachsichtigkeit oder eine geeignete Form im Umgang mit Gegnern und Feinden, sondern auch das Überdenken der eigenen Fähigkeiten", so Gerald Mathis, Vorstand des ISK Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung in Dornbirn, der auch bei der inhaltlichen Entwicklung des Lehrgangs ausschlaggebend mitgearbeitet hat. "Man kann das eigentlich nicht lernen, so wie man Mathematik in der Schule lernt. Der Kurs leitet dazu an, einen individuellen Erkenntnisprozess zu starten. Dabei geht es auch ans Eingemachte", so Mathis. Warum soll man so einen Kurs besuchen? Das Seminar erörtert die Notwendigkeit der Entwicklung sozialer Kompetenz sowie die neurobiologischen Rahmenbedingungen und Basics zur Persönlichkeitsentwicklung.

Das Spannende? Es werden keine Anleitungen gegeben, sondern man wird zum (Über-)Denken angeregt. Bereits im Herbst wird in Niederösterreich ein erstes Seminar angeboten. Dass der Inhalt dieses Seminars möglichst nah an den Bedürfnissen der Gemeinden ist, ist garantiert, denn an der Entwicklung des Angebots arbeiteten nicht nur Experten des Gemeindebundes mit, sondern auch die Bürgermeister selbst.

Integrität - das neue Schlagwort bei der Korruptionsbekämpfung?

Dass soziale Kompetenz und Integrität im Job immer wichtiger werden, zeigen auch die verschärften Anti-Korruptionsgesetze, die kürzlich im Nationalrat beschlossen wurden. Ab 2013 betreffen diese nicht nur die Organe, sondern auch die Mitarbeiter in den Gemeinden, Gemeindeverbänden oder andere Personen des öffentlichen Rechts. Was unter "ungebührlicher Vorteilsannahme" oder "orts- oder landesübliche Aufmerksamkeiten geringen Werts" zu verstehen ist, wird Teil der Bildungsschwerpunkte der künftigen Programme der Landesverwaltungsakademien sein. Eine wichtige Vorkehrungsmaßnahme ist die Risikoanalyse von Verwaltungstätigkeiten, die beispielsweise bei der Beratung von Bürger/innen eher gering ist, jedoch mit wachsender Verantwortung sowie Kontrollfunktionen stark zunimmt. "Grundsätzlich sollte man sich immer fragen: Kann ich mein Handeln meinen Vorgesetzten, Kollegen/innen, Freunden/innen oder Familienangehörigen offen erzählen? Die vier Fragen der Ethik sollten neben den gesetzlichen Vorschriften die grundsätzlichen Handlungsanleitungen für alle sein", so der Korruptionsexperte des Finanzministeriums Gerhard Levy. 

Interne Kontrollsysteme

Um die Steigerung der Effizienz geht es auch bei der Installierung eines Internen Kontrollsystems in der Gemeinde. Diese Innovation wird künftig in der Verwaltung der Gemeinden einen immer größeren Raum einnehmen. Während Niederösterreich und Kärnten in der Entwicklung dieses Systems schon relativ weit vorangeschritten sind, wird es in Salzburg gerade erst entwickelt. Innovation, Leistung, Service, Qualität und Kompetenz sind die Schlagwörter, die für die Ziele dieser Entwicklung stehen. Dabei werden Prozesse, wie zum Beispiel die Organisation des Winterdiensts, optimiert, womit sich Gemeinden letztendlich sogar Mitarbeiter einsparen können.

Mehr Frauen in die Kommunalpolitik

Doch nicht nur die Steigerung der Effizienz ist ein großes Thema in der Ausbildung. Das Land Kärnten schreitet nun gemeinsam mit dem Kärntner Gemeindebund voran, um mehr Frauen in die Kommunalpolitik zu bekommen. "Täglich ziehen neun Menschen von Kärnten weg. Durchschnittlich befinden sich darunter fünf Frauen. Nicht nur deshalb ist es Zeit, mehr Frauen für die Kommunalpolitik und somit für die aktive Mitgestaltung des Lebensumfelds zu gewinnen", so der Landesgeschäftsführer des Kärntner Gemeindebundes Mag. Stefan Primosch. Dafür wurden die Frauen, die sich bereits in den Vereinen engagieren, unter dem Motto "Deine Gemeinde braucht dich!" aktiv angesprochen. Im Rahmen von Workshops erfahren Frauen, wie sie ein kommunales Amt am besten mit ihrem Lebensumfeld, wie Familie oder Berufstätigkeit, vereinbaren können. Es wird dabei jedoch großer Wert darauf gelegt, dass die Referentinnen Kommunalpolitikerinnen aus der eigenen Region sind.

26.07.2012