Niederösterreichs Gemeinden: Vereinsfreundlich?

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Ein Bundesland - 573 Gemeinden - 20.000 Vereine. Der "Service Freiwillige" und die Niederösterreichischen Nachrichten veranstalten jedes Jahr den Wettbewerb "Vereinsfreundlichste Gemeinde". In dem Bundesland mit der größten Anzahl an Gemeinden, hat man 21 Sieger ausgezeichnet.

Niederösterreichs Vereine werden vor den Vorhang gebeten: Der "Service Freiwillige" und die Niederösterreichischen Nachrichten suchten in einem Wettbewerb die vereinsfreundlichsten Gemeinden des Bundeslandes. Aus jedem der 21 Bezirke wurde jeweils eine Sieger-Gemeinde gewählt, der eine eigene Doppelseite in den Niederösterreichischen Nachrichten winkt. "Anliegen des Wettbewerbs ist es, die Vereine ins Rampenlicht zu ziehen, ihre Existenz soll nicht als selbstverständlich angesehen werden. In vielen kleinen Orten Niederösterreichs halten Vereine die Gemeinde und ihre Bürger zusammen, das muss man würdigen", betont Jury-Mitglied Georg Schröder, Gesamtproduktionsleiter der Niederösterreichischen Nachrichten.

Jeder Bezirk gewinnt

Jährlich wird der Wettbewerb veranstaltet, heuer haben sich 100 Gemeinden beworben und 21 gewonnen. Eine fünfköpfige Jury wählte die Siegergemeinden aus. Die Bewertungskriterien sind die finanzielle und die ideelle Unterstützung, sowie die Anzahl der Vereine. Auch Aktionen seitens der Gemeinde, wie der "Vereinstag", wo Vereine die Möglichkeit haben sich vorzustellen, Ehrenzeichen erhalten und für ihre Arbeit öffentlich geschätzt werden, fließen in die Bewertung ein. "Das Allerwichtigste ist, die Vereine in ihrer Intention zu stützen. Sowohl medial in unserer Gemeindezeitung "Rathausfeder", als auch finanziell versuchen wir, sie, so gut es geht, zu fördern", meint Bürgermeister Hans Ledolter aus der über 2.500-Einwohner-Gemeinde Reichenau, "als Bürgermeister ist es enorm wichtig für die Anliegen da und bei Festln oder Aktionen der Vereine präsent zu sein."  

Schauspieler und Fußballer der Zukunft

"In Reichenau haben wir mit unseren 40 Vereinen, ein großes thematisches Spektrum. Besonders reich sind wir dabei im kulturellen Bereich: Unsere Gesangs-, Orchester- und Theatervereine haben ein hohes Niveau", berichtet Bürgermeister Ledolter stolz, "beachtlich ist auch die Arbeit unseres Kulturvereins, der hauptverantwortlich für das Stattfinden der "Festspiele Reichenau" ist. Die unterschiedlichen Vereine machen unsere Gemeinde lebenswert. Dass wir bei dem Wettbewerb für unseren Bezirk Neunkirchen gewonnen haben, bestätigt das." Auch in der Siegergemeinde des Bezirks Zwettl, freut man sich über die Anerkennung: "Wir haben ein äußerst gut funktionierendes Vereinssystem. Auf unserer Gemeinde-Homepage und in der Gemeinde-Mappe, die jeder neu angemeldete Bürger bekommt, sind unsere über 30 Vereine sehr gut präsentiert", erzählt der Bürgermeister der 2.000-Einwohner-Gemeinde Schweiggers, Johann Hölzl, "ein großer Vorteil ist sicher auch, dass ich als Bürgermeister bei jedem Verein im Vorstand vertreten und bei unserem Fußballverein "UTC Schweiggers" sogar vorsitzender Präsident bin. Ich kann somit die Anliegen der Vereine direkt in die Gemeinde mitnehmen."

Ein alter Hase

Seit dem 18. Jahrhundert hat sich viel getan in der Vereinslandschaft des deutschsprachigen Raums. Gab es früher vorwiegend Lesegesellschaften, so gibt es heute eine breite Palette an Möglichkeiten. Von Sport-, Kultur-, Musik-, Tier- und Umweltschutz- bis hin zu Schützenvereinen, der freiwilligen Feuerwehr, Caritas und dem Roten Kreuz, ist das Angebot sehr groß. Den Gemeinden kommt diese Vielfalt zu Gute: "Ohne unsere Vereine würde nicht mal die Hälfte der Bürger hier leben. Die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder hat soziale, kulturelle und sportliche Einrichtungen erst möglich gemacht", freut sich Hölzl, "durch die Kommunikation, die Vernetzung und die gemeinsame Gestaltung von Projekten ist unsere Gemeinde ein richtig tolles Team geworden." Wie wichtig die Funktion der Vereine ist, hebt auch Jury-Mitglied Georg Schröder hervor: "Man darf nicht vergessen, was für ein großartiges Netzwerk Vereine in Krisensituationen sind. Denken wir nur an das Hochwasserunglück 2004 in Spitz an der Donau: Ein Großteil der Helfer waren ehrenamtliche Vereinsmitglieder."

Das Vereinswesen hat's nicht leicht

Trotz ihrer wichtigen Funktion, werden Vereine mit zunehmenden Schwierigkeiten und einer schwindenden Mitgliederzahl konfrontiert. Die Menschen haben immer weniger Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren, da sie Arbeit, Familie, Kinder und ein immer größer werdendes Freizeitangebot unter einen Hut kriegen müssen. "Es wird auch zu einer wachsenden Herausforderung, Obmänner für die Vereine zu finden. Die Wenigsten möchten neben einem Job, Familie, Freunden und Freizeit einer aufwendigeren, unbezahlten Tätigkeit nachgehen. Darin liegt bei uns das große Problem, weil ehrenamtliche Mitglieder haben wir in Schweiggers zum Glück viele. Ich würde schätzen knapp die Hälfte der Einwohner", meint Bürgermeister Hölzl. Wenn man Reichenaus Bürgermeister Ledolter fragt, liegt die Schwierigkeit vor allem bei der jüngsten Generation: "Meiner Meinung nach, ist der Nachwuchs das Problem. Die Frage ist: Wie bringt man die Jugend in die Vereine? In Zeiten von Internet und "Social Media" ist für viele eine Vereinsmitgliedschaft nicht wirklich attraktiv und mit mehr Aufwand verbunden. Man muss deswegen sozial kompakte, attraktive Angebote schaffen, die den Bedürfnissen der Jungen entgegenkommen. Ungefähr ein Drittel unserer Bevölkerung engagiert sich ehrenamtlich, davon größtenteils die Älteren" Dem pflichtet Georg Schröder bei: "In Zeiten von überzogener technischer Entwicklung in unserem Alltag, ist der Verein eine wunderbare Möglichkeit zur Kommunikation von Mensch zu Mensch. Die Mitglieder können einer sinnvollen, bereichernden Tätigkeit nachgehen und ich glaube, dass man damit Drogen- und Alkoholmissbrauch, sowie Vandalismus, vor allem bei Jugendlichen, entgegenwirken kann."

Die Sieger:

Bezirk Gemeinde Bezirk Gemeinde
Amstetten St. Valentin Mistelbach Herrnbaumgarten
Baden Schönau a. d. Triesting Mödling Wr. Neudorf
Bruck Prellenkirchen Neunkirchen Reichenau a. d. Rax
Gänserndorf Bad Pirawarth Scheibbs St. Anton a. d. Jeßnitz
Gmünd St. Martin St. Pölten Neulengbach
Hollabrunn Grabern Tulln Absdorf
Horn Japons Waishofen/Th. Kautzen
Korneuburg Sierndorf Wien-Umgebung Rauchenwarth
Krems Rohrendorf b. Krems Wr. Neustadt-Land Winzendorf-Muthmannsdorf
Lilienfeld St. Veit a. d. Gölsen Zwettl Schweiggers
Melk Hürm

13.07.2012