Obstbäume im öffentlichen Raum
und jeder darf zugreifen und kostenlos Früchte genießen. Das
"ObstStadt" Projekt aus Wiener Neustadt wird mittlerweile in viele
Gemeinden "exportiert".
Äpfel, Kirschen, Zwetschken und Marillen
frisch vom Baum: Freies Obst für alle Leute will die Initiative
"ObstStadt" ermöglichen. Knapp 350 Bäume wurden auf öffentlich
zugänglichen Flächen in niederösterreichischen Gemeinden bereits
gepflanzt. Ernten darf jeder, das gemeinsame Genießen ist sogar
erwünscht!
Angefangen hat alles 2012 in Wiener Neustadt mit
Martin Mollay. Von Beruf Überlebenstrainer hat der Wiener Neustädter
Visionär mit der Initiative "ObstStadt" ein Projekt für die
Allgemeinheit ins Leben gerufen und auf öffentlich zugänglichen Plätzen
wie dem Stadtpark oder einem privaten Veranstaltungsgelände Obstbäume
gepflanzt. Gemeinsam mit engagierten Bürgern kümmert er sich um die
Pflege und die Neupflanzungen.
Die Vision, ein Stück Natur in den bebauten Raum zu
bringen, hat Mollay motiviert, seine Idee in die Tat umzusetzen und hat
sogleich - nach der Zustimmung der Stadtregierung - begonnen, Wiener
Neustadt mit Obstbäumen zu bepflanzen. Jeder soll Zugang zu heimischem
Früchten haben, gleichzeitig wird "ein Bewusstsein für seltene Sorten
geschaffen und auch die Ökologie im bebauten Raum verbessert". Eine
einfache Idee mit großer Wirkung.
Obsthungrige gibt's überall
Schnell hat das Projekt in der Region Wellen
geschlagen. Mittlerweile sind drei weitere niederösterreichische
Gemeinden mit dabei und starten als "ObstStadt" durch. Traiskirchen, Bad
Erlach und Neunkirchen sind hoch motiviert und freuen sich schon auf
eine üppige Ernte.
Nun wächst das Vorhaben über sich hinaus: "Als
nächstes bringen wir das Projekt nach Wien", ist Mollay zuversichtlich.
Die Koordinationsgespräche mit der Stadt Wien als Projektpartner laufen.
Auch in Wiener Neustadt selbst wächst das Projekt
weiter: Neben den Obstbäumen sind inzwischen auch Hochbeete für Gemüse,
Trockensteinmauern sowie Insektenhotels entstanden - wie gehabt: von und
für die Allgemeinheit.
Ein Plus für Gemeinden
Für Gemeinden bedeutet dieses Projekt nicht nur eine
Steigerung der Lebensqualität für ihre Bewohner. Die "ObstStadt" bringt
mehr Natur in den bebauten Raum und das Ortsbild wird durch die
blühenden und später Früchte tragenden Obstbäume verschönert.
Außerdem wird die soziale Interaktion zwischen den
Bürgern gefördert. Gemeinsame Pflege, gemeinsame Verantwortung und vor
allem der gemeinsame Genuss verbindet. Die Gemeinde kann mit dem
"ObstStadt"-Projekt einen wichtigen Beitrag für die Gemeinschaft und das
Gemeindeleben leisten.
Organisation ist das Um und Auf
"Heute ist das Projekt eine Initiative, wir wollen
aber bald einen Verein daraus machen", plant der Gründer von ObstStadt,
"vor allem aus organisatorischen Gründen". Wiener Neustadt ist die
Referenzstadt, an interessierte Gemeinden wird das Konzept zur Umsetzung
gerne weitergegeben. Diese werden dann Anwendergemeinden, die Umsetzung
ist aber in jeder Gemeinde unterschiedlich.
In Wiener Neustadt läuft das Projekt
selbstorganisiert: Alle zwei Wochen treffen sich alle, die mitmachen
wollen. Es wird ein Gießteam zusammengestellt und wenn neue Pflanzungen
anstehen, wird alles Nötige besprochen. Die erste österreichische
ObstStadt baut mittlerweile auch Gemüse frei zugänglich an.
Wenig Aufwand für den einzelnen
Laut Mollay ist das Projekt wenig aufwendig. Vier
bis fünf Leute sind aktiv und regelmäßig beteiligt, alle weiteren
engagieren sich in unterschiedlichem Ausmaß. "Solange der Baum jung ist,
muss man mehr Zeit investieren", sagt Mollay, denn die Bäume brauchen
regelmäßige Pflege. Im Frühjahr schneiden Mollay und sein Team in Wiener
Neustadt knapp 300 Bäume in nur wenigen Stunden. "Wird ein Baum älter,
nimmt die Pflege kaum mehr Zeit in Anspruch, dafür muss dann die
ausgiebigere Ernte organisiert werden."
Baumpatenschaften finanzieren das Projekt
Durch Baumpatenschaften und Sponsoring finanziert
sich die Initiative die Anschaffung von Pflanzen und Werkzeug. Eine
Patenschaft kostet 50 Euro, auf Wunsch kann der Baum dann auch den
eigenen Namen tragen. Jeder der Lust auf frisches Obst hat, kann auf der
interaktiven "Fruitmap"
nachschauen, wo was wächst. Auch eine eigene mobile App, mit den
Standorten und Informationen zu Erntezeiten ist in Planung. Kurse zur
Bewusstseinsbildung werden immer wieder angeboten.
Learning by Doing In
Wiener Neustadt selbst hat sich bereits eine Initiative formiert, die
auch Gemüse frei zugänglich anbauen möchte. -
derstandard.at/1361241400139/In-Wiener-Neustadt-darf-gratis-von-Obstbaeumen-genascht-werdenIn
Wiener Neustadt selbst hat sich bereits eine Initiative formiert, die
auch Gemüse frei zugänglich anbauen möchte. -
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Wiener Neustadt selbst hat sich bereits eine Initiative formiert, die
auch Gemüse frei zugänglich anbauen möchte. -
derstandard.at/1361241400139/In-Wiener-Neustadt-darf-gratis-von-Obstbaeumen-genascht-werden
Prinzipiell kann jede Gemeinde das Projekt
individuell gestalten und die ortsspezifischen Möglichkeiten nutzen.
Klare Regeln gibt es nicht, stattdessen steht die Initiative ObstStadt
mit Erfahrung und Ratschlägen zur Seite. Das Konzept lässt sich auf jede
Gemeinde übertragen, Potenzial gibt es überall.
"Schwierigkeiten oder Probleme gibt es bei der
Umsetzung keine, solange alle Beteiligten einverstanden sind. Die Bäume
werden ja nur auf zur Verfügung gestelltem Grund gepflanzt", beurteilt
Mollay die Situation von neuen Projekten. Nur leider sei am Anfang die
Ernte nicht sehr ausgiebig, die Neupflanzungen brauchen ihre Zeit, die
Helfer würden aber schon gerne ernten. "Die Reaktionen sind durchwegs
positiv, es finden sich immer mehr Engagierte und auch Sponsoren",
resümiert Mollay.
Die
Reaktionen auf das Projekt sind laut Mollay durchwegs positiv. -
derstandard.at/1361241400139/In-Wiener-Neustadt-darf-gratis-von-Obstbaeumen-genascht-werden
So können Sie mitmachen
Ansprechperson ist der ObstStadt-Initiator Martin
Mollay. Gemeinden und Interessierte können mit Mollay telefonisch (0650
2526266) oder per Email (info(at)obststadt.at) Kontakt aufnehmen. Auf der Homepage der Initiative kann man sich ein Bild vom Projekt machen (siehe Links).
"Eine Person reicht aus, um das Projekt in eine neue
Gemeinde zu bringen. Es braucht nur einen Initiator, alles andere
ergibt sich dann von selbst", ist Martin Mollay überzeugt. Er steht auch
gerne für ein Treffen mit Interessierten zur Verfügung.
Australische Kakis frisch gepflückt
Die Initiative von Martin Mollay ist in ein globales
Netzwerk eingebettet. Die Plattform "Mundraub" will auf heimisches Obst
im öffentlichen Raum hinweisen und ist bereits zu einem
länderübergreifenden Netzwerk angewachsen. Auf der Homepage von Mundraub
(siehe Links) kann auf einer Weltkarte jeder öffentliche Obstbäume
eintragen. Damit muss man auch im Urlaub das gratis Obst nicht missen:
neben Walderdbeeren in der Mongolei oder einem Kaki-Baum mitten in
Melbourne, kann man mit einem Blick auf die Karte auch Bananen auf den
Malediven pflücken. Natürlich ist auch die ObstStadt auf "Mundraub"
vertreten.