Registerzählung: Gemeinden bangen um Einwohner

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Die österreichische Registerzählung 2011 weist ein Bevölkerungsplus von fünf Prozent auf. Darüber können sich aber hauptsächlich die Ballungszentren freuen, die peripheren Gebiete müssen teilweise große Verluste einstecken. Der Gemeinden- und Ländervergleich hier auf Kommunalnet.

Statt der Volkszählung, die alle zehn Jahre durchgeführt wurde, gab es heuer mit Stichtag 31. Oktober 2011 eine Registerzählung. Die Daten der Zählung dienen für das Jahr 2012 als Berechnungsgrundlage für die Ertragsanteile. Für die Gemeinden bedeutet der Verlust von Einwohner auch eine Verringerung der Ertragsanteile. Da diese nun jährlich angepasst werden, bekommen die Gemeinden die Bevölkerungsbewegung unmittelbar zu spüren.

Zuwächse und Abgänge der Bevölkerung im Gemeinden- und Ländervergleich :

Bundesländer Gemeinden mit größtem Zuwachs Gemeinden mit größten Abgängen

Burgenland 

(+3,1 Prozent)

  • Parndorf (31,1 Prozent)
  • Neusiedl am See (27,8 Prozent)
  • Loretto (27,5 Prozent)
  • Steinbrunn (25,4 Prozent)
  • Neustift an der Laftnitz (18,7 Prozent) 
  • Heiligenbrunn (-14,7 Prozent)
  • Unterfrauenhaid (-12,1 Prozent)
  • Moschendorf (-12,1 Prozent)
  • Großwarasdorf (-11,7 Prozent)
  • Heugraben (-10,8 Prozent)

Kärnten

(-0,3 Prozent)

  • Maria Wörth (19,7 Prozent)
  • Maria Rain (18,3 Prozent)
  • Krumpendorf am Wörthersee (17,5 Prozent)
  • Schiefling am Wörthersee (14,8 Prozent)
  • Wernberg (12,6 Prozent)
  • Mallnitz (-20 Prozent)
  • Hüttenberg (-15,3 Prozent)
  • Klein St. Paul (-13,4 Prozent)
  • Micheldorf (-13,3 Prozent)
  • Metnitz (-13,2 Prozent)

Niederösterreich

(+4,6 Prozent)

  • Mitterndorf an der Fischa (47,8 Prozent)
  • Haslau-Maria Ellend (41,5 Prozent)
  • Leopoldsdorf (39,3 Prozent)
  • Trumau (37,1 Prozent)
  • Gießhübl (35,4 Prozent)
  • Annaberg (-17,4 Prozent)
  • Gaming (-15,4 Prozent)
  • Rosenburg-Mold (-15,1 Prozent)
  • Schwarzau im Gebirge (-14,8 Prozent)
  • Waldkirchen an der Thaya(-14,5 Prozent)

Oberösterreich

(+2,9 Prozent)

  • Schleißheim (31,8 Prozent)
  • Hofkirchen im Traunkreis (24,3 Prozent)
  • Perwang am Grabensee (23,7 Prozent)
  • Holzhausen (22,7 Prozent)
  • Dietach (22,4 Prozent)
  • Engelhartszell (-15,9 Prozent)
  • Hallstatt (-15 Prozent)
  • Obernberg am Inn (-14,3 Prozent)
  • Atzesberg (-12,7 Prozent)
  • St. Oswald bei Haslach (-12,4 Prozent)

Salzburg

(+3,5 Prozent)

  • Werfenweng (18,4 Prozent)
  • Lamprechtshausen (15,8 Prozent)
  • Schleedorf (15,8 Prozent)
  • Göming (15,2 Prozent)
  • Anthering (14,5 Prozent)
  • Bad Gastein (-25,5 Prozent)
  • Ramingstein (-15,2 Prozent)
  • Lend (-12,2 Prozent)
  • Fusch an der Großglocknerstraße (-11,7 Prozent)
  • Muhr (-11,1 Prozent)

Steiermark

(+2,5 Prozent)

  • Ungerdorf (32,7 Prozent)
  • Feistritz bei Knittelfeld (25 Prozent)
  • Grambach (24,6 Prozent)
  • Seiersberg (23,5 Prozent)
  • Freiland bei Deutschlandsberg (21,1 Prozent)
  • Eisenerz (-25,1 Prozent)
  • Vordernberg (-23,9 Prozent)
  • Hieflau (-23,4 Prozent)
  • Stolzalpe (-20,4 Prozent)
  • Soboth (-19,2 Prozent)

Tirol

(+5,7 Prozent)

  • Rohrberg (41,3 Prozent)
  • Faggen (32,9 Prozent)
  • Ampass (29,7 Prozent)
  • Zirl (27 Prozent)
  • Polling in Tirol (23,3 Prozent)
  • Außervillgraten (-19,4 Prozent)
  • St. Sigmund im Sellrain (-14,7 Prozent)
  • Pfafflar (-13,6 Prozent)
  • Kaisers (-13,3 Prozent)
  • Walchsee (-12,1 Prozent)

Vorarlberg

(+5,7 Prozent)

  • Ludesch (20,9 Prozent)
  • Mäder (17,8 Prozent)
  • Weiler (16 Prozent)
  • Gaißau (12,4 Prozent)
  • Altach (11,9 Prozent)
  • Warth (-14,3 Prozent)
  • Klösterle (-12,4 Prozent)
  • Fontanella (-9,7 Prozent)
  • Gaschurn (-9 Prozent)
  • Möggers (-8,6 Prozent)

Hohe Abwanderung in peripheren und inneralpinen Gebieten

Wien, Tirol und Vorarlberg können sich auf Länderebene über den größten Zuwachs freuen. In den letzten zehn Jahren wurden gerade die Städte und Umlandregionen zu immer attraktiveren Wohngegenden. Graz hat ein Einwohnerplus von 16,8 Prozent verzeichnet und Wien-Umgebung ein Plus von 12,9 Prozent. Einen merklichen Kontrast zu den Ballungszentren, bilden gewisse Regionen in Osttirol, Kärnten, der Ober- und Untersteiermark, im nördlichen Oberösterreich und im niederösterreichischen Waldviertel. Die größten Bevölkerungsverluste zeigen die steiermärkischen Bezirke Judenburg und Leoben mit je -7,3 Prozent, gefolgt von Murau und Mürzzuschlag.

"Vom kleinen Dorf zur lebendigen Gemeinde"

Elisabeth Scherz ist Bürgermeisterin der Gemeinde Haslau-Maria Ellend in Niederösterreich. Sie sieht für den Grund des Bevölkerungszuwachses von 41,5 Prozent, in der Nähe zu Wien. "Wir haben eine gute Verkehrsanbindung und die Lebensqualität in unserer Gemeinde ist sehr hoch." Haslau-Maria Ellend hat gut erreichbare Schulen, einen Kindergarten und eine Hortbetreuung. Mitterndorf an der Fischa, ebenfalls in Niederösterreich, darf sich mit 47,8 Prozent über den höchsten prozentuellen Zuwachs in den letzten zehn Jahren freuen. "Durch Aufschließungen machte die Gemeinde ein gutes Geschäft und erwarb viele günstige Baugründe", erzählt der Bürgermeister Helmut Hums. "Leider haben wir keine Bahnanbindung, aber die Lebensqualität ist sehr hoch, weil wir sehr wenig Verkehr haben." Es hat sich in den letzten zehn bis 20 Jahren sehr viel getan. 2001 zählte die Gemeinde noch 1.448 Bewohner, 2011 bereits 2.140. Vor 20 Jahren hatte Mitterndorf an der Fischa eine Kindergartengruppe und eine Volksschulklasse. Mittlerweile freut sich die Gemeinde über sieben Kindergartengruppen und acht Klassen. "Aus einem kleinen Dorf, wurde eine lebendige Gemeinde", freut sich Bürgermeister Hums.

Probleme durch Abwanderung

Einfache Rechnung: Weniger Bürger, weniger Etragsanteile. Für die Gemeinden sind Abwanderungen ein schmerzhaftes Problem. Nachdem die Volkszählung, die früher alle zehn Jahre durchgeführt wurde, durch eine jährliche Registerzählung ersetzt wurde, sind die Veränderung bei den Einwohnern, in der Berechnung der Ertragsanteile jährlich spürbar. Manche Gemeinden, wie zum Beispiel Baden, riefen sogar die Bewohner mit Nebenwohnsitz auf, vor der Zählung den Nebenwohnsitz auf einen Hauptwohnsitz umzumelden. Für Tourismusgemeinden ist das ein besonders starkes Problem. Die gesamte Infrastruktur oder das Kanalsystem muss für alle Touristen zur Verfügung gestellt werden, auch wenn diese nur kurze Zeit des Jahrs in dem Ort verbringen. Diese haben in der Regel nur einen Nebenwohnsitz in dem Ferienort angemeldet, welcher keine Ertragsanteile einbringt. Österreichweit verlieren 1.000 Gemeinden bis 2035 Einwohner und damit auch Geld.

Täler verlieren bis zu einem Fünftel der Erwerbsfähigen

 

Probleme gibt es durch die Landflucht teilweise bereits in Tirol. Manche Tallandschaften verlieren bis zu einem Fünftel ihrer Arbeitskräfte. Der Hauptgrund für die Auswanderungen in Städte sind Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten. Auch mit den Landärzten könnte es in Zukunft knapp werden, immer weniger Medizinstudenten möchten am Land praktizieren.

Registerzählung statt Volkszählung

Die Registerzählung bringt eine große Ersparnis. Die Volkszählung kostete dem Staat 72 Millionen Euro, die Registerzählung aber nur 9,9 Millionen. Die Bevölkerung muss auch keine Fragebögen mehr schriftlich ausfüllen, sondern die Statistik Austria verarbeitet die Daten von Basisregistern. Darunter versteht man zum Beispiel das Meldeamt, Gebäude- und Wohnungsregister oder den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Die vorläufigen Bevölkerungszahlen haben noch keine Rechtskraft. Sie dienten zur Berechnung des Finanzausgleichs für 2012. Das endgültige Ergebnis wird im Frühjahr 2013 präsentiert.

02.01.2012