Stirbt das Waldviertel doch nicht aus?

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Hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Verkehrsanbindungen und starke Abwanderung. Bisher wurde das Waldviertel gerne als Paradebeispiel für eine sterbende Region hergenommen. Dass die Bemühungen und die Zusammenarbeit der Gemeinden immer mehr fruchten, zeigen die neusten Statistiken.

Das Waldviertel hat ähnlich wie die Obersteiermark, was die demografischen Zahlen betrifft, österreichweit nicht das beste Image. Alternde Gesellschaft, abwandernde Jugend und flüchtende Frauen sind nur einige der Assoziationen, die mit dem Waldviertel diesbezüglich in Verbindung gebracht werden. Doch ist das wirklich so, oder ist das Image schlechter als die Realität?

Schwankungen bei den Wanderungszahlen

Seit 2002 ergibt sich ein vorsichtig positives Bild über die Wanderungsstatistik des Waldviertels. Während 2002 der Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen Zu- und Wegzügen, mit -21 noch leicht negativ war, drehte sich dieser Wert bereits 2003 mit 43 mehr Zu- als Wegzügen ins Positive. Bereits 2004 kletterte der Saldo auf bemerkenswerte plus 227 Menschen. Im Jahr 2006 gab es wieder einen Einbruch, da damals um 118 Personen mehr aus der Region weg, als hin gezogen sind. Seitdem haben sich die Zahlen, bis auf eine Ausnahme im Jahr 2009, jedoch stets im positiven Bereich bewegt.

Bei 196 mehr Zuwanderern als Abwanderern lag der Wanderungssaldo laut den zuletzt veröffentlichten Zahlen aus dem Jahr 2010. Damit sind 4.179 Personen ins Waldviertel gezogen und 3.983 weg. Interessant ist zudem, dass gerade bei den Zuwanderern aus dem Ausland der Wanderungssaldo positiv ist. Während bei den Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft um 135 mehr weggezogen sind als ins Waldviertel, konnte bei den Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft ein Plus von 331 Personen verzeichnet werden.

Ergraut das Waldviertel?

Ein hartnäckiges Vorurteil ist, dass die Jungen aus dem Waldviertel wegziehen und die "Alten" zurückbleiben. In der näheren Auswertung der Wanderungsstatistik 2008 zeigt sich jedoch, dass von den 4.195 Personen, die zugezogen sind, ein Drittel zwischen 15 und 29 Jahren waren. Die zweitgrößte Zuwanderungsaltersgruppe waren die 30- bis 44-Jährigen.

Auch, dass den Walderviertlern die Frauen davon laufen, scheint nur teilweise zu stimmen: Im Jahr 2010 zogen zwar 592 Frauen im Alter zwischen 20 bis 29 weg, es sind jedoch auch 454 Frauen in dieser Altersgruppe wieder in die Region gekommen. Ähnlich ist es zudem bei den Männern: 2010 sind 458 in der gleichen Altersgruppe weggezogen, aber auch hier zog es 321 umgekehrt wieder ins Waldviertel.

Gemeindekooperation als Schlüssel für den Imagewandel

Dieser Erfolg ist zu einem Teil einer der größten freiwilligen Gemeindekooperationen Österreichs zu verdanken. Die Initiative "Wohnen im Waldviertel" bietet auf einer Internetplattform, allen Waldviertel-Liebhabern die passenden Informationen, um im nordwestlichsten Viertel Niederösterreichs Fuß zu fassen. "Zu Beginn, im Jahr 2009, waren wir eine reine Plattform für die Wohnsuche. Mittlerweile haben wir uns jedoch auch mit der Waldviertler Jobplattform "Jobwald" vernetzt wodurch mit einem Klick auch gleich ein passender Job im Waldviertel gefunden werden kann. Bis heute konnten wir über 200.000 Besucher auf der Homepage zählen und seit 2011 nehmen 51 Gemeinden am Projekt teil", freut sich Projektleiterin Mag. Nina Sillipp sichtlich über den Erfolg der Initiative. Da der Beitritt einer Gemeinde mit einer Kostenbeteiligung verbunden ist, ist dieser Erfolg in Zeiten der andauernden wirtschaftlichen Turbulenzen umso ansehnlicher. Von den beinahe 219.000 Besuchern des Internetauftritts konnten 114.000 Wien zugeordnet werden, 70.000 kamen aus Niederösterreich und 11.500 Mal wurde die Seite von einem oberösterreichischen PC aus angeklickt.

Direkter Erfolg schwer messbar

Derzeit werden 1.150 Wohnobjekte angeboten. Wie hoch die Erfolgsrate tatsächlich ist, lässt sich nachvollziehbarerweise schwer sagen, da bei den meisten Verkäufen oder Vermietungen nicht zurückverfolgt werden kann, wodurch man auf die Immobilie aufmerksam geworden ist. Dennoch wurden 1.400 Objekte mittlerweile wieder aus dem Netz genommen, was den Schluss zulässt, dass sie vermietet oder verkauft wurden.  

Das Endziel der Plattform ist nicht nur wieder mehr Leute ins Waldviertel zu locken, sondern auch einen Imagewandel herbei zu führen. Mittels Botschafter, Filmen, Twitter, Facebook und der Internetseite will man weg vom Mystischen, und hin zu einem modernen, attraktiven Image eines Lebensstandorts mit reichlich Lebensqualität. "Mittlerweile zählt die Initiative bereits 390 Botschafter, die von bekannten Unternehmern wie Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann, bis zu hohen Politiker/innen wie Bundesrätin Martina Diesner-Wais reicht. Natürlich sind auch zahlreiche Kommunalpolitiker unter den "Diplomaten" vertreten. Es kann jeder Waldviertel-Botschafter werden, der zum Waldviertel steht", betont Sillipp abschließend.

13.07.2012