Studie: Bürgermeistergehälter viel kleiner als in der Wirtschaft

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Obwohl das kürzlich beschlossene "Bürgermeister-Paket" die gravierendsten sozialrechtlichen Nachteile beseitigt hat, gibt es eine extreme Gehaltsschere zwischen den Gehältern von Bürgermeistern und äquivalenten Posten in der Privatwirtschaft. Gemeindebund-Chef Mödlhammer fordert deswegen Maßnahmen zur sozialen Absicherung und will über ein Bonussystem nachdenken.
Immer wieder ist die soziale Situation der Bürgermeister Thema in den Medien. Durch das Bürgermeisterpaket wurden die ärgsten Mängel in der sozialrechtlichen Absicherung beseitigt. "Diese Beschlüsse waren nicht nur inhaltlich wichtig, weil sie zum Teil drastische Benachteiligungen aus dem Weg geräumt haben, sie sind vor allem deshalb relevant, weil sie auch als Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit der Kommunalpolitiker zu sehen sind", so Gemeindebund-Präsident Bgm. Helmut Mödlhammer im Rahmen der Pressekonferenz zur Untersuchung der Einkommenssituation der österreichischen Bürgermeister.  

"Beruf Bürgermeister": Deutliche Veränderungen im Berufsbild

Mödlhammer, der selbst seit 25 Jahren Bürgermeister der 3.700-Einwohner-Gemeinde Hallwang ist, weiß, dass in den letzten zehn bis 15 Jahren das Berufsbild des Bürgermeisters eine erhebliche Veränderung von einem Amt zu einem Managerberuf erfahren hat: "Die Zeiten, in denen man dieses Amt mit ein paar Eröffnungen und Stammtischbesuchen verbunden hat, sind lange vorbei. Die heutigen Anforderungen an Bürgermeister/innen erfordern ein hohes Ausmaß an Managementkompetenz. Ein Ortschef hat ein Budget zu erstellen, es einzuhalten, er ist für die Planung und Durchführung von Projekten zuständig, er hat Mitarbeiter zu führen, Beteiligungen zu verwalten und auf regionaler Ebene die Interessen seiner Gemeinde in diversen Verbänden zu vertreten. Außerdem soll er nach Möglichkeit auch noch Finanzexperte sein, und vieles mehr."

Neben dem Wissen eines Finanzexperten, sollte sich ein Bürgermeister auch noch in jeglichen Haftungsfragen auskennen. "Wenn Baustellen mit Schildern einer falschen Reflektorstufe abgesichert werden, dann steht man als Ortschef mit einem Fuß praktisch schon im Kriminal", weiß Mödlhammer aus der täglichen Bürgermeister-Praxis zu berichten.

Gemeindebund-Vize Alfred Riedl kann dem nur beipflichten. Seit 1990 ist der 59-Jährige Bürgermeister der 3000-Einwohner-Gemeinde Grafenwörth."Ortschefs sind 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche erreichbar. Das muss man gerne machen und auch zeitlich gut organisieren können", sagt Riedl aus Erfahrung. Schließlich übt ein Großteil der Bürgermeister das Amt im Nebenjob aus.

Gehalts-Spektrum zwischen Privatwirtschaft und Bürgermeisteramt weit auseinander

"Wir haben uns dazu entschlossen, von PwC eine Untersuchung durchführen zu lassen, um zu klären, wie das Verhältnis zwischen Berufen in der Privatwirtschaft mit vergleichbarer Verantwortung wie in der Gemeindepolitik ist", so Mödlhammer. Als Indikator gilt die Anzahl der Mitarbeiter. So verdient ein Bürgermeister einer kleinen Gemeinde im Schnitt die Hälfte weniger als das Grundeinkommen eines Geschäftsführers mit ähnlich vielen Mitarbeitern ist. Noch größer klafft die Einkommensschere auseinander, wenn man die Erfolgshonorare miteinrechnet. Bei steigender Gemeindegröße gleichen sich die Gehälter zwar einigermaßen an, trotzdem verdient ein Bürgermeister von Linz oder Graz immer noch um ein Viertel weniger, als die Geschäftsführer oder Vorstände der gleichen Ebene.

Nicht nur, dass das Gehalt geringer ist, auch hinsichtlich der sozialrechtlichen Absicherung steht der Beruf des Bürgermeisters hinten an. So gibt es keine Regelung zur Entgeltfortzahlung im Verhinderungsfall in Kärnten, Vorarlberg und der Steiermark und es gibt keinen Anspruch auf Mutterschutz, Karenz oder Pflegefreistellung.

Für die Zukunft: Bonussystem und bessere soziale Absicherung

Obwohl das Bürgermeisterpaket die wichtigsten Dinge wie ein Teilpensionsgesetz oder die Erfassung in der Arbeitslosenversicherung abdeckt, gibt es doch noch Felder, in denen etwas getan werden muss. Gemeindebund-Präsident Mödlhammer fordert, dass weitere Lücken in der sozialen Absicherung wie Karenzregelungen, Mutterschutz oder Pflegefreistellungen geschlossen werden. Außerdem könne er sich vorstellen, zusammen mit der Wirtschaft ein Bonussystem zu entwickeln, das, angelehnt an die Privatwirtschaft, Anreize schafft, damit "erfolgshungrige Menschen die Übernahme dieses Amtes nicht vorweg schon ablehnen." Diesbezüglich werde eine Arbeitsgemeinschaft mit Vertretern der Wirtschaft eingerichtet, um mögliche Kriterien für eine solche Regelung zu erarbeiten. "In Vorarlberg gibt es schon derartige Varianten, dort gibt es Erfolgsprämien, die zum Beispiel an den Erfolg der Gemeinde im Tourismus gekoppelt sind", so Mödlhammer abschließend.


24.07.2011