Vom kommunalen Stiefkind zum modernen Aushängeschild

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Vom kommunalen Stiefkind zum modernen Aushängeschild

Foto: ZVG

Ab 2015 wird die Quecksilberdampf-Hochdrucklampe nicht mehr produziert. Es ist also an der Zeit, sich über die kommunale Straßenbeleuchtung Gedanken zu machen. Ing. Bruno Wintersteller, Leiter der Fachdienststelle Öffentliche Beleuchtung Salzburg, schreibt über die Vor- und Nachteile der modernen Technologien liegen und worauf Gemeinden achten sollten.

Bis vor kurzem war die Straßenbeleuchtung eher ein Stiefkind im Bereich der allgemeinen Daseinsvorsorge vieler Kommunen. Wurde oft nur als lästiger Kostenfaktor gesehen. Das erklärt vielleicht auch den schlechten technischen Zustand von mehr als der Hälfte der Anlagen in Österreich. Hunderte Kilometer Verkehrsflächen (inklusive Umgebung) werden von ineffizienten, überalterten und wenig umweltfreundlichen Leuchten bestrahlt.

Ins Rampenlicht gerückt

Nun haben in den letzten Jahren mehrere Faktoren die kommunale Beleuchtung in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt und damit einen wahren Boom ausgelöst:

  • Fragen der Effizienz und Möglichkeiten zur Energieeinsparung (Kosteneinsparung) bei der Straßenbeleuchtung werden öffentlich diskutiert.
  • Projekte sind sofort umsetzbar und sehr plakativ.
  • Ein neuer Umgang mit Licht und Umwelt verlangt Umdenken und Maßnahmen.
  • Der Technologiesprung "LED", verknüpft mit starken wirtschaftlichen Interessen der Hersteller, dient als zusätzlicher Motor.
  • Es gibt Förderprogramme und Finanzierungsmodelle für effiziente Straßenbeleuchtung.

Außerdem wird ab 2015 die Quecksilber-Hochdrucklampe (gem. EU Verordnung 245/2009) wegen des schlechten lichttechnischen Wirkungsgrades nicht mehr erzeugt. Vorhandene Bestände dürfen natürlich noch verkauft werden.

Diese wenig effizienten Leuchtmittel werden vielerorts noch eingesetzt, daher ist es dringend notwendig, sich Gedanken über entsprechende Ersatzlösungen zu machen. Damit entsteht für viele Gemeinden unmittelbarer Handlungsbedarf.

Viele Möglichkeiten - Umstieg lohnt sich

Die besten konventionellen Leuchten verbrauchen zwischen 30 und 50W, gute LED Leuchten zwischen 20 und 30W um die Verkehrsfläche auf Normlichtniveau zu bringen. Zusätzlich haben moderne Leuchten die Möglichkeit zur Absenkung des Lichtstroms in verkehrsarmen Zeiten. 

Effiziente und vernünftige Beleuchtungslösungen mit verschiedenen Technologien gibt es mehrere. Der Bogen der empfehlenswerten Möglichkeiten spannt sich von der bewährten Natriumdampf-Hochdrucklampe (oranges Licht, hoher Wirkungsgrad, hohe Nutzlebensdauer - ca. 5 Jahre, aber schlechte Farbwiedergabe), über verschiedene effiziente Metallhalogendampflampen (weißes Licht, gute Farbwiedergabe, hoher Wirkungsgrad, aber geringere Nutzlebensdauer - knapp 4 Jahre), über Leuchtstofflampen (Nutzlebensdauer über 10 Jahre, aber schlechte Lichtlenkung), bis zu der, auf die Überholspur gewechselten neuen LED-Technologie (Leistung exakt an Bedarf anpassbar, mehrstufige Nachtabsenkung, bestmögliche Lichtlenkung einstellbar, hohe Nutzlebensdauer, aber weniger robust und mögliche Blendung zu beachten).

Da - wie beschrieben - alle diese Lösungen Vorteile, aber auch Nachteile haben, wird die Auswahl einer passenden neuen Beleuchtung für den Anwender/Betreiber zur Herausforderung. ("Billig-") Angebote halten einer genauen Prüfung in technischer oder wirtschaftlicher Hinsicht in der Regel nicht stand oder verbessern die Beleuchtungssituation nicht (z.B. die meisten Retrolampen).

Experten helfen, die richtige Entscheidung zu treffen

Um die Spreu vom Weizen trennen zu können, gilt es, das Fachwissen auf den letzten Stand zu bringen oder Spezialisten beizuziehen. So wie man sich in Steuerangelegenheiten eines Steuerberaters bedient, so sollte man für die neue Beleuchtung auch auf Fachleute zurückgreifen. Zertifizierte Lichttechniker und Lichtplaner bieten diese Leistungen (von der Bestandsaufnahme bis zur Prüfung der Ausschreibungen und Hilfe bei der Umsetzung) an. Die dafür aufzuwendenden Finanzmittel sind gut investiert. Unterm Strich erspart sich die Gemeinde viel Ärger, viel Arbeit/Aufwand und möglichweise hohe Kosten. Zudem kennen die Fachleute Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten für eine energieeffiziente Beleuchtung. (Eine Liste der zertifizierten Fachleute finden Sie bei nebenstehendem Link)

Die wichtigsten Schritte zur neuen Beleuchtung

Da viele Gemeinden sehr wenige Daten über ihre Bestandsanlagen aufliegen haben, das eine oder andere (gesetzlich vorgschriebene) Anlagenbuch fehlt und eine Prüfung der elektrotechnischen und statischen Teile (Tragwerke) der Beleuchtungsanlage schon aus Haftungsgründen (ETG, ABGB § 1319a - Wegehalterhaftung, etc.) anzuraten ist, sollte der Weg zu einer neuen Beleuchtung in mehreren Stufen verlaufen:

  • Bestandsaufnahme und
  • lichttechnische Prüfung des Bestandes (gemäß EN 13201)
  • Festlegung des Bedarfs
  • exakte Definition aller gewünschten Parameter in der Ausschreibung
  • Auswahl der neuen Beleuchtung aus den unterschiedlichen Ausschreibungsergebnissen (durch Vergleich, Bemusterung, Prüfung)

Je besser und genauer die Gemeinde ihre Wünsche formuliert, desto einfacher gestalten sich die Ausschreibung, der Vergleich und die Prüfung der angebotenen Lösungen.

Licht nur dort, wo man es braucht

Eine moderne, gut durchdachte Beleuchtung hilft, die Sicherheit und Flüssigkeit des Verkehrs zu erhöhen. Als Straßenausrüstung ist sie Teil der Straße und vielerorts zur ordnungsgemäßen Aufschließeung der Lebensräume erforderlich. Eine gute Straßenbeleuchtung erleichtert die Orientierung im Dunkeln und kann helfen, Angsträume zu vermeiden. Sie kann den Bedürfnissen angepasst werden, ohne viel Streulicht zu erzeugen. Dazu wird das Lichtniveau während der Nachtstunden in Abstimmung mit der Verkehrsdichte mehrstufig abgesenkt. Aufgrund der leichten Regelbarkeit hat hier LED eindeutig die Nase vorn.

Einen Schritt weiter in die Zukunft gehen Anlagen mit bewegungsgesteuertem Licht. Für Straßen mit viel Verkehr wird das Licht mit der Verkehrsdichte geregelt und damit die Lichtmenge dem jeweiligen Bedarf angepasst. Eine weitere Möglichkeit wird in Anlieger- oder Sammelstraßen, auf Geh- und Radwegen oder Parkplätzen erprobt. Hier löst der Nutzer bei Annäherung an die Leuchten das Hochfahren der Straßenbeleuchtung auf den Normalwert aus. Nach Passieren wird wieder auf einen Minimalwert von 15 bis 30 Prozent abgesenkt. Im Bereich von wenig befahrenen Anliegerstraßen zeigt sich, dass nur für rund 20 Prozent der Nachtzeit das volle Licht benötigt wird.

Eine moderne, gut durchdachte Beleuchtungslösung kann gegenüber der alten Bestandsanlage erheblich Energie und damit Kosten einsparen. Sie erzeugt wenig Streulicht und schont so Mensch und Natur.

Ing. Bruno Wintersteller

... arbeitet seit 1984 für die Stadt Salzburg im Bereich "Licht im öffentlichen Raum" (Straßenbeleuchtung, Netz- und Energiemanagement, Anstrahlung unter und über Wasser, Wassertechnik für Brunnen mit Wasserspareinrichtungen, Weihnachtsbeleuchtung, Effektbeleuchtung, etc.)

Seit 1990 leitet er die Fachdienststelle Öffentliche Beleuchtung in der Stadt Salzburg und arbeitet an Projekten im Rahmen der Österreichischen Lichttechnischen Gesellschaft und den Austrian Standards mit.

15.04.2014