In 19 Gemeinden wurde 2012 gar kein Kind geboren, dafür heirateten in Seekirchen am Wallersee so viele, wie in keiner anderen Gemeinde ihrer Größenklasse. Und in der 3.542-Einwohner-Gemeinde St. Michael im Lungau ließ sich überhaupt nur ein Paar scheiden. Alle Gemeinde-Details finden Sie hier.
Hochzeiten, Geburten und Scheidungen - In allen drei Fällen konnte die Statistik Austria gestern erfreuliche Entwicklungen verlautbaren. Doch wie sieht es in den Gemeinden genau aus? Wo ließen sich die wenigsten scheiden und wo kamen die meisten Kinder auf die Welt? Kommunalnet hat die Zahlen auf Basis der vorläufigen Bevölkerungszahlen genauer unter die Lupe genommen.
Die niederösterreichische Gemeinde Natschbach-Loipersbach hat 1.741 Einwohner, aber 2012 wollte niemand heiraten. Amtsleiterin Renate Dürauer wundert sich: "Eigentlich sind wir eine wachsende Gemeinde. Warum 2012 niemand geheiratet hat, können wir uns auch nicht erklären. Wir würden uns aber freuen, wenn wieder mehr Paare den Schritt in die Ehe wagen würden." Abgesehen von der "Ehefaulheit" der Natschbacherinnen und Natschbacher entwickelt sich die Gemeinde äußerst positiv: 2012 wurden dort elf neue Gemeindebürger geboren.
Heiratsfreudiger waren da schon die Einwohner von Seekirchen am Wallersee. In der Größenklasse 5.000 bis 10.000 Einwohner konnte die Gemeinde mit 59 Hochzeiten Platz eins erreichen, gefolgt von der oberösterreichischen Gemeinde Altmünster mit 57 Hochzeiten und der wunderschönen Wörtherseegemeinde Velden mit 55 Hochzeiten.
Die Bad Haller waren in der Größenklasse der Gemeinden unter 5.000 Einwohnern die Ehefreudigsten mit 33 Hochzeiten. Wie lautet das Erfolgsgeheimnis? "Das ganze Paket scheint unsere Bürger zu überzeugen", gibt sich Amtsleiter Franz Postlmayer selbstbewusst, "das beginnt bei drei ausgezeichneten Standesbeamten/innen, geht über das tolle Ambiente im Rathaus und endet im Kurpark, wo die frisch Getrauten schön feiern können. Die Paare werden vom ersten Gespräch bis zur standesamtlichen Trauung gut serviciert."
Zweitplatzierte im Ranking ist Lengau in Oberösterreich mit 32 Hochzeiten, dahinter folgen Lieboch, St. Marien, Mauthausen und Althofen mit jeweils 31 Trauungen.
Wichtig ist hier, dass die Erhebung und Aufarbeitung der Eheschließungen auf Basis der Meldungen der rund 1.400 Standesämter monatlich nach dem Ereignisort erfolgt, die Veröffentlichung nach dem Wohnort. Eheschließungen werden nach dem gemeinsamen Wohnort des Paares, bei Fehlen eines solchen nach dem Wohnort des Bräutigams veröffentlicht.
743 Gemeinden mit weniger als zehn Geburten
Drehen wir das Zahlenkarussell weiter, so zeigt sich, dass es 2012 in 19 Gemeinden gar keine Geburten gab, in 51 Kommunen gab es zumindest eine Geburt - insgesamt blieb die Geburtenzahl in 743 Gemeinden unter zehn.
Dass die Zahlenspielerei an ihre Grenzen stößt sieht man in der Vorarlberger Gemeinde Mittelberg. Laut Statistik gab es dort trotz beinahe 5.000 Einwohnern gar keine Geburten. Standesbeamter Erich Schuster kann sich aber leicht erklären, wie die Zahl zustande gekommen ist: "Das liegt daran, dass 99 Prozent unserer Kinder in deutschen Krankenhäusern auf die Welt kommen. Bei uns in der Gemeinde werden sie nur polizeilich angemeldet. Aber diese Daten erfasst die Statistik Austria nicht." Es gibt also Entwarnung: Das Kleinwalsertal stirbt nicht aus - im Gegenteil: Jährlich erblicken dort 30 bis 50 Kinder das Licht der Welt.
Einen Spitzenplatz bei den Gemeinden zwischen 5.000 und 10.000 Einwohnern belegt Purkersdorf (NÖ) mit 114 Geburten, gefolgt von Lauterach (Vbg.) mit 107 und Zirl in Tirol mit 105 Geburten. Bei den kleineren Gemeinden unter 5.000 Einwohnern sticht die oberösterreichische Gemeinde Ottensheim heraus: Bei 4.524 Einwohnern wurden dort 62 Kinder geboren. "Bei uns haben sich die Geburten im Vergleich zu 2011 fast verdoppelt", freut sich Standesbeamtin Michaela Reingruber. Den Grund weiß sie auch: "Wir sind ein beliebtes Zuzugsgebiet für Jungfamilien. Deswegen haben sich auch die Trauungen fast verdoppelt." Fast gleichauf liegt Nüziders (Vbg.) mit 61 Geburten. Platz drei belegen Mäder (Vbg.) und Pettenbach (OÖ) mit jeweils 58 Geburten.
Absolute Spitzenreiter bei den ganz kleinen Gemeinden unter 1.000 Gemeinden sind Roßbach (OÖ) und Perwang am Grabensee (OÖ) mit 17 Geburten.
Liebesgemeinde St. Michael im Lungau?
Ein Herz auf der Homepage kündigt es schon an: In St. Michael im Lungau geht's "herzlich" zu. Das scheint sich sogar auf die Statistiken auszuwirken, denn in der 3.542-Einwohner-Gemeinde gab es nicht nur 16 Hochzeiten, sondern auch nur eine Scheidung. Damit ist die Salzburger Kommune die mit Abstand größte Gemeinde mit nur einer Scheidung. Bürgermeister LAbg. Manfred Sampl nimmt diesen Umstand mit dem entsprechenden Humor: "Da muss ich meinem Amtsleiter, sowie meinem Standesbeamten und natürlich dem Herrn Pfarrer, der ja in der Regel auch beteiligt ist, gratulieren, dass sie ihre Arbeit so gut machen! Anscheinend gibt es einen guten Zusammenhalt in den Ehen unserer Bürger." 2012 gab es in 438 österreichischen Gemeinden gar keine Scheidungen, in 441 nur eine Scheidung.
Laakirchen: 29 Scheidungen
Bei der Scheidungsstatistik sticht auch Laakirchen in Oberösterreich heraus. Mit 9.542 Einwohnern und 29 Scheidungen belegt die Stadt bei den größeren Gemeinden von 5.000 bis 10.000 Einwohnern Platz eins. 27 Ehen wurden in dieser Größenklasse in den niederösterreichischen Gemeinden Traismauer, Strasshof an der Nordbahn und Berndorf getrennt. Niederösterreich ist bei den Scheidungen auch auf Platz drei vorherrschend, denn in Gruntramsdorf, Groß Enzersdorf und Kottingbrunn wurden 26 Mal Ehen wieder geschieden. Dieser Eindruck entspricht jedoch nicht dem Gesamttrend Niederösterreichs, denn eigentlich gingen die Scheidungen hier um 3,8 Prozent zurück.
Die Erhebung und Aufarbeitung der Ehescheidungen und der gerichtlichen Auflösungen eingetragener Partnerschaften erfolgt jährlich auf Basis der Meldungen der 140 Bezirksgerichte Österreichs, die Veröffentlichung nach dem bis zur Scheidung bzw. Auflösung der eingetragenen Partnerschaft gemeinsamen Aufenthaltsort der geschiedenen Eheleute bzw. eingetragenen Partner.
Diese kurze Zusammenfassung bildet nur einen groben Überblick. Die Basis für diese Rankings bilden die vorläufigen Bevölkerungszahlen für das Jahr 2012. Die genauen Geburtenquoten nach den endgültigen Bevölkerungszahlen werden von der Statistik Austria erst Mitte Juni veröffentlicht.