Wie werden Bürgermeister zu Wunderwuzzis

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Netzwerk Bildung" bei kommunaler Bildungskonferenz in Bad Aussee gegründet

"Ein Bürgermeister muss heute ein Wunderwuzzi sein", so Arbeitsrechtler Wolfgang Mazal bei der ersten kommunalen Bildungskonferenz in Bad Aussee, bei der die Ausbildungsmöglichkeiten für Bürgermeister im Mittelpunkt standen. "Die Anforderungen an Ortschefs steigen ständig, Ausbildungsangebote im operativen Bereich sind Mangelware", so Mazal. Gemeinsam mit den Vertretern der Gemeindeverwaltungsschulen will der Gemeindebund künftig den Bürgermeistern konkrete Kurse zur Aus- und Weiterbildung anbieten.

 In allen österreichischen Bundesländern existieren Bildungseinrichtungen für Mitarbeiter des Gemeindedienstes. Was oft fehlt: Ein Aus- und Weiterbildungsangebot für Bürgermeister. "Es gibt zwar oft Schulungen und Angebote der Parteien für ihre Funktionäre, im operativen Bereich der Gemeindeführung ist das Angebot a

ber eher dürftig", so Gemeindebund-Generalsekretär Dr. Robert Hink bei der ersten kommunalen Bildungskonferenz in Bad Aussee, an der Vertreter aller führenden Bildungseinrichtungen für Gemeinden teilnahmen.

"Niederösterreich nimmt wie in vielen anderen Bereichen auch im Bildungsbereich für Gemeindefunktionäre und Kommunalpolitiker wieder eine Vorreiterrolle ein", weiß Niederösterreichs GVV-Präsident Alfred Riedl und verweist auf das umfassende Aus- und Weiterbildungsangebot der Akademie 2.1 und der Kommunalakademie.

"Netzwerk Bildung" soll Bürgermeistern das nötige Know-how vermitteln

Über das nun neu gegründete "Netzwerk Bildung" sollen künftig in allen Bundesländern, in Zusammenarbeit mit den Gemeindeverwaltungsschulen, noch mehr Aus- und Weiterbildungsangebote für die Ortschefs angeboten werden.

Bürgermeisteramt ist eine Managementaufgabe

Prominente Referenten der Bildungskonferenz: Arbeitsrechtler Univ. Prof. Dr. Wolfgang Mazal (auch Autor der großen Bürgermeisterstudie des Gemeindebundes 2006), Bürgermeister Adolf Hinterhauser aus Dorfbeuern (Sbg.) und der Chef der leitenden Gemeindebediensteten Österreichs (FLGÖ), Hubert Maislinger. Vor allem Mazal konkretisierte die Fülle an neuen Anforderungen, die an Bürgermeister gestellt werden. "Früher war das vorwiegend ein Repräsentationsjob, heutzutage ist es eine echte Managementaufgabe eine Gemeinde erfolgreich zu führen." Mödlhammer: " Hier brauchen die Bürgermeister daher auch eine wirkliche Ausbildung, man kann zwar vieles, aber nicht alles mit dem Hausverstand lösen." Der Bürgermeister der Flachgauer Gemeinde Dorfbeuern, Adi Hinterhauser, berichtete aus persönlichen Erfahrungen: "Ich bin erst seit einigen Jahren Bürgermeister, im Zivilberuf bin ich Landwirt. Mich hat anfangs die Fülle an Aufgaben auch psychisch sehr belastet, weil mir das Wissen gefehlt hat."

Messbare Qualifikationen sind gefragt

In den meisten Gemeinden erfüllen Bürgermeister, neben ihren politischen Aufgaben, noch viele zusätzliche Funktionen. "Viele Gemeinden haben bestimmte Aufgaben in eigene Gesellschaften ausgegliedert, in denen der Bürgermeister natürlich eine Aufsichtsfunktion hat. Das betrifft inzwischen sehr viele Bereiche, vom Pflegeheim bis hin zur Abfallentsorgung", erklärte Mazal. "Hier sind messbare Qualifikationen gefragt, damit diese Funktionen auch seriös bewältigbar sind." 80 Prozent der heimischen Bürgermeister haben zusätzlich noch einen zivilen Beruf, den sie neben ihrem politischen Amt ausüben.

Amtsleiter verfügen oft über mehr Erfahrung als Bürgermeister

Sowohl Mazal, als auch FLGÖ-Chef Maislinger (selbst viele Jahre Amtsleiter einer Salzburger Gemeinde) wiesen auf das vielfach vorhandene Dilemma zwischen den Bürgermeistern und den Amtsleitern hin. "Ein Amtsleiter hat eine fundierte Ausbildung, zur Weiterbildung ist er gesetzlich verpflichtet. Oft übersteigt sein Know-how das seines Chefs, des Bürgermeisters. Amtsleiter sind ja oft viele Jahrzehnte in ihrem Job, Bürgermeister werden gewählt und teils auch wieder abgewählt."
Wie es um die Situation der Bürgermeister - konkret um Niederösterreichs Bürgermeister- steht, will nun auch der GVV der VP NÖ genau wissen und hat aus diesem Grund eine diesbezügliche Studie bei Prof. Mazal in Auftrag gegeben. Mitte Oktober ist die Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie geplant. „Unser Ziel ist auf jeden Fall bessere finanzielle und sozialrechtliche Anreize für das Amt des Bürgermeisters zu schaffen“, so der GVV-Präsident.

30.08.2008