Wie wichtig ist Open Government Data für Gemeinden?

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Nicht nur die Bundesländer - zuletzt Vorarlberg - stellten gewisse Daten frei verfügbar ins Internet, sondern mit der E-Government-Vorreitergemeinde Kremsmünster zieht nun auch die erste Gemeinde nach. Ab wann sich dieser Schritt auch für andere Gemeinde lohnt, erfahren Sie auf Kommunalnet.

Neben Bundesländern wie Tirol oder Vorarlberg, sind auch die meisten der österreichischen Großstädte wie Wien, Linz, Graz oder Salzburg in Sachen "Open Government Data" bereits voran geschritten und beliefern die Wirtschaft und andere Interessenten mit dem Zahlen-Rohmaterial. Politik und Verwaltung öffnen sich im Sinne des modernen Public Managements mehr in Richtung ihrer Bürger. Im Vordergrund steht die Strategie und nicht die Technologie. Die Grundsätze sind Transparenz, Partizipation und großflächige Zusammenarbeit.

Open Government Data - ein englischer Begriff für eine neue Auffassung

Open Government Data ist das angelsächsische Synonym für offene Verwaltungsdaten, also jene Datenbestände des öffentlichen Sektors, die im Interesse der Allgemeinheit ohne jede Einschränkung frei zugänglich gemacht werden. In Österreich bedeutet dieser Zugang eine Art Paradigmenwechsel, da bisher eher alle Verwaltungsdaten grundsätzlich geheim waren.

Stellen die Städte oder Gemeinden Verwaltungsdaten kostenlos ins Internet, so können diese unterschiedlich verwendet werden. Handelt es sich um Geodaten, können Firmen damit beispielsweise Apps, wie den "Wiener WC-Finder" oder den Stadtführer New York daraus konstruieren.

Kremsmünster bei öffentlichen Verwaltungsdaten Vorreiter

Klein- und Mittelgemeinden blieben von diesem Trend bisher eher ausgenommen. In der oberösterreichischen E-Government-Vorreiter-Gemeinde Kremsmünster macht man nun den ersten Schritt: Seit Juni 2012 lassen sich auf http://data.kremsmuenster.gv.at die Budgetdaten der vergangenen zehn Jahre, die GPX-Daten eines Wanderwegs sowie einer Laufrunde finden. Damit ist Kremsmünster die erste Klein- und Mittelgemeinde, die ausgewählte Verwaltungsdaten im Internet veröffentlicht.

Erste Anwendung binnen weniger Tage

"Findige Programmierer haben binnen weniger Tage die Budgetdaten der Marktgemeinde Kremsmünster vom Portal geladen und visualisiert", freut sich Bürgermeister Gerhard Obernberger über die gute Annahme. Warum wagt sich Kremsmünster auf dieses neue Terrain? Für Amtsleiter Reinhard Haider steht nicht die Technologie im Vordergrund, sondern die Strategie, dass sich die Daten sowohl an Personen als interaktive Nutzer richten, als auch die Verarbeitung durch automatische Dienste ermöglichen.

Gemeinden haben im Netz noch Aufholbedarf

Haider appelliert an die Gemeinden: "Open Mind vor Open data, denn viele Gemeinden haben bei der Information der Bürger noch einen Aufholbedarf. Einige Beispiele: Nur rund die Hälfte aller Gemeinden in Österreich bieten den Bürgern die Gemeinderatsprotokolle zum Download an, nur jede zwölfte Gemeinde verlinkt auf der Homepage auf Soziale Netzwerke und betreibt diese aktiv, ein Diskussionsforum bieten gar nur sechs Prozent aller Gemeinden."

Experte rät: Open Government Data, wo es sinnvoll ist

E-Government-Experte Dr. Johann Höchtl von der Donau-Universität Krems rät Gemeinden, sich diesen Schritt genau zu überlegen: "Der Trend geht in Richtung Open Government. Ende 2013 wird beispielsweise die Europäische Kommission ihre Daten ins Internet stellen. Wahrscheinlich wird Open Government früher oder später auch in die Gesetzgebung auf europäischer Ebene einfließen. Veröffentlichen Einzelgemeinden ihre Daten, so ist der Nutzen eher begrenzt. Da auch ein administrativer Aufwand damit verbunden ist, ist es ratsam dies in interkommunaler Kooperation zu machen. Mittels eines Verbands ließe sich der Aufwand wahrscheinlich in Grenzen halten und die Verwertung der Daten einer größeren Region ist natürlich auch für die Wirtschaft und die Wissenschaft interessanter. Auch für den regionalen Tourismus ergeben sich dadurch neue Felder." Aufpassen sollte man jedoch bei der Veröffentlichung von Gemeinderatsprotokollen. Wenn damit persönliche Daten ohne Zustimmung im Internet preis gegeben werden, könnten datenschutzrechtliche Probleme auftauchen.

26.07.2012